Kirche spricht sich gegen Egoismus und Fremdenhass aus

Bischöfe mahnen an Weihnachten zu Zusammenhalt

Veröffentlicht am 25.12.2017 um 15:45 Uhr – Lesedauer: 
Weihnachten

Bonn ‐ Die deutschen Bischöfe sind um den Zusammenhalt in Deutschland besorgt. Gleichzeitig warnen sie vor Hass gegen Migranten. Auch andere Themen wurden angesprochen. Katholisch.de bietet einen Überblick.

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Vertreter der beiden großen Kirchen in Deutschland haben an Weihnachten zu gesellschaftlichem Zusammenhalt aufgerufen. Zugleich mahnten sie, Egoismus und Fremdenhass entgegenzutreten und sich für Gerechtigkeit weltweit zu engagieren.

Dafür biete die Weihnachtsbotschaft von Christi Geburt einen Schlüssel, sagte der Münchner Kardinal Reinhard Marx. "Wenn ich glaube, dass Gott in Jesus der Bruder aller geworden ist, stärkt das meine Verbundenheit und Offenheit, meine Bereitschaft zur Solidarität und zum Miteinander", betonte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. "Das Geheimnis von Weihnachten, das uns in die Mitte des christlichen Glaubens führt, ist ohne Zweifel eine starke Quelle des Miteinanders und einer tragfähigen Gemeinschaft", so Marx.

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Der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm nannte Weihnachten "die stärkste Medizin gegen den Virus des Nationalismus, der Fremdenfeindlichkeit und des religiösen Fanatismus". Gott sei Mensch geworden. "Und legt damit den Keim zu einer Revolution der Menschenliebe, der größten Revolution, die die Welt je gesehen hat", so der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki prangerte einen Mangel an bezahlbarem Wohnraum in Deutschland an. Es gebe eine "dramatisch" hohe Zahl an Obdachlosen. Davon unabhängig könnten sich inzwischen selbst Durchschnittsverdiener wie Krankenschwestern oder Polizisten das Wohnen mitunter nicht mehr leisten. Woelki sprach von einem "ganz dunklen Kapitel unserer gegenwärtigen gesellschaftlichen Wirklichkeit".

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Der Paderborner Erzbischof Heinz-Josef Becker beklagte Krieg, politische Unfreiheit und Hunger in vielen Teilen der Welt. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick machte auf die hungernden Kinder in Afrika, Asien und Lateinamerika aufmerksam. Auch daran erinnere die Geburt Jesu in ärmlichen Verhältnissen in der Krippe im Stall.

Der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, unterstrich, die Weihnachtsbotschaft lasse keinen Raum für Hass und Gewalt. Übergriffe auf Migranten hätten darin ebenso wenig Platz wie antisemitische Ausschreitungen. Der Bischof von Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, nannte das Fest von Jesu Geburt eine Aufforderung, "den Wert in der Familie neu zu überdenken". Das gelte etwa auch mit Blick auf die aktuelle Debatte um den Familiennachzug von Flüchtlingen.

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Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck mahnte Kompromissfähigkeit in Politik und Kirche an. Diese sei in der pluralen Gesellschaft von heute unterlässlich, so der katholische Sozialbischof. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode kritisierte das Klima vieler Debatten. Als Beispiele nannte er "endlose Wortergüsse und endloses Gerede" besonders in den Sozialen Medien mit ihren "Bild-, Wort-, Informations- und Fake-News-Überflutungen".

Für den Mainzer Bischof Peter Kohlgraf geht es an Weihnachten nicht darum, das Elend der Welt auszublenden. "Vielmehr möchte die Feier von Weihnachten auslösen, dass ich wachsamer und aufmerksamer, sensibler und barmherziger werde", sagte Kohlgraf. Obwohl viele Menschen nach 70 Friedensjahren heute sicheren Wohlstand genössen, dürfe man "die Augen nicht davor verschließen, dass Dunkelheit aller Art, Tod und Hass auch in unserer Zeit die Welt prägen".

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Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen verurteilte die embryonale Stammzellforschung und die Präimplantationsdiagnostik (PID) als moralisch verwerflich. Auch sein Münsteraner Amtsbruder Felix Genn wandte sich gegen die verbrauchende Embryonenforschung, "wo um eines vermeintlich guten Zweckes willen in Kauf genommen wird, dass andere menschliche Wirklichkeiten zerstört werden".

Der Bischof von Görlitz, Wolfgang Ipolt, erinnerte an die ungewisse Zukunft des Siemens-Standortes in Görlitz. Christen sollten "mit nachdrücklichen Worten all das ablehnen, was der Würde des Menschen widerspricht oder ihr Abbruch tut". Das gelte etwa, "wenn es um die Fragen des Lebensschutzes von der Zeugung an bis zum natürlichen Tod geht, und auch, wenn es um die Fragen menschenwürdiger Arbeit und einer Eindämmung rein kapitalistischen Denkens geht".

Für Freiburgs Erzbischof Stephan Burger bedeutet Weihnachten eine Kehrtwende. Durch die Menschwerdung wolle Gott Verwundungen, Verletzungen und Enttäuschungen auf sich nehmen. Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße sagte, Jesus wolle im Leben eines jeden Menschen dabei sein. "Er will für mich und dich Heil, Heiland, Erlöser, Befreier, Retter sein. Das heißt, er will die Bilanz deines Lebens ins Positive wenden."

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Der Berliner Erzbischof Heiner Koch rief dazu auf, mehr Kreativität bei der Verbreitung der christlichen Botschaft zu entwickeln. "Auf den eingefahrenen Wegen der Verkündigung werden wir die Menschen, die oft noch nie etwas von Gott gehört haben, nicht erreichen."

Der Limburger Bischof Georg Bätzing sagte in dem am ersten Weihnachtsfeiertag live vom ZDF übertragenen Gottesdienst im Limburger Dom, Gott habe mit der Geburt Jesu Allmacht gegen Ohnmacht, Fülle gegen Armseligkeit und Ewigkeit gegen begrenzte Zeit getauscht, um den Menschen nahe zu sein. Der Bischof von Speyer, Karl-Heinz Wiesemann, sagte, an Weihnachten leuchte der Grund aller Lebensfreude auf.

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Der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa deutete das Fest als "ewigen Liebesbund des lebendigen Gottes mit uns Menschen". In Passau sagte Bischof Stefan Oster, Christen feierten Weihnachten als "Berührte den, der in uns eine Tür öffnet, um uns mehr zu schenken, als die ganze Welt alleine je zu schenken hätte: den Sinn unseres Lebens und den Sinn der ganzen Geschichte".

Sich auf die Botschaft von der Geburt Christi einzulassen, heiße, "sich vom Schicksal der anderen anrühren zu lassen und Liebe zu wagen", erklärte der Magdeburger Bischof Gerhard Feige.

Der Würzburger Diözesanadministrator, Weihbischof Ulrich Boom, betonte, Gott sei Mensch geworden, um Zukunft und Hoffnung zu geben. Der Hildesheimer Diözesanadministrator, Weihbischof Nikolaus Schwerdtfeger, sagte, Gott bekomme für Christen durch das Kind in der Krippe ein Gesicht. Gott selber sei nicht sichtbar - "aber einer hat Kunde gebracht".

Nach den Worten des Trierer Bischofs Stephan Ackermann setzt Weihnachten einen "unübersehbaren Gegenakzent zu Individualismus, Egoismus und Rechthaberei". Der Aachener Bischof Helmut Dieser betonte, das christliche Menschenbild biete einen Ansatz zur Lösung der drängenden Probleme der Menschheit wie dem Kampf gegen die Ursachen von Flucht und Vertreibung.

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Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer nannte es mit Blick auf die Debatten um das Vaterunser eine gute Nachricht, dass im zurückliegenden Advent bis in die Boulevard-Blätter hinein über das zentrale Gebet der Christenheit diskutiert worden sei. So etwas hätte man in einer säkularisierten Gesellschaft kaum mehr für möglich gehalten.

Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr wies darauf hin, dass auch jene Weihnachten feierten, die den christlichen Festgehalt "nicht mitvollziehen". Es sei schön, "dass sie sich füreinander Zeit nehmen und sich gegenseitig beschenken". Für Christen sei Weihnachten jedoch viel mehr: "Wir feiern das Geburtsfest unseres Erlösers, vom dem wir ein heiles Leben erhoffen - vor dem Tod und nach dem Tod."

Der Bischof von Eichstätt, Gregor Maria Hanke, stellte fest, dass Weihnachten kaum etwas von seiner Popularität verliere, obwohl die Zahl der Christen in Deutschland abnehme. Dafür seien sicher viele Gründe ausschlaggebend. Offensichtlich aber berge Weihnachten ein Geheimnis, das die Sehnsucht der Menschen anrühre. (rom/KNA)