Autor besorgt über Gesundheitszustand des emeritierten Papstes

Journalist Seewald lobt "Aura" von Benedikt XVI.

Veröffentlicht am 25.12.2017 um 17:19 Uhr – Lesedauer: 
Benedikt XVI.

Wien/Rom ‐ Peter Seewald hat eine gut Beziehung zu Benedikt XVI. Nun hat der Autor verraten, dass der Ex-Papst immer noch viel Besuch empfängt. Um die Gesundheit des 90-Jährigen macht er sich jedoch große Sorgen.

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Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist nach den Worten des deutschen Journalisten Peter Seewald weiterhin ein begehrter Gesprächspartner. "Bischöfe, Wissenschaftler, Wegbegleiter, einfache Gläubige, Staatsmänner, alle Welt will ihn noch sehen", sagte Seewald, der Benedikt kurz vor Weihnachten in Rom besucht hat, in einem Interview der österreichischen Tageszeitung "Kurier" (Sonntag). Benedikt habe eine besondere Ausstrahlung. "Er hat die Aura eines Menschen, der Gott ganz nahe gekommen ist", sagte Seewald.

Auf die Frage, welchen Eindruck er vom Gesundheitszustand des 90-Jährigen gewonnen habe, sagte der Publizist und Buchautor: "Auf den ersten Blick keinen guten." Im Oktober sei Benedikt gestürzt und habe sich im Gesicht verletzt. Zuvor habe er sich einen Wirbel angebrochen. "Die Blessuren sind inzwischen verheilt, aber das Gehen fällt ihm zunehmend schwerer." Benedikt spreche "leise, ist dabei aber sehr wach und konzentriert und immer freundlich und humorvoll", so Seewald.

Er berichtete zudem, dass die Treffen zwischen Papst Franziskus und seinem Vorgänger inzwischen "relativ selten" seien. Franziskus schreibe aber gerne an Benedikt XVI., beide verstünden sich nach den Worten Benedikts gut. Auf die Frage, ob sich Benedikt in wichtige Fragen im Vatikan einmische, sagte Seewald: "Es gibt nur einen Papst. Aber natürlich sorgt sich der Papa emerito über die Lage des Christentums in Europa, vor allem über die Situation seiner Kirche."

Buchvorstellung Interviewbuch Seewald-Benedikt XVI. in München
Bild: ©katholisch.de

Buchvorstellung Interviewbuch Seewald-Benedikt XVI. in München

Der Journalist fügte hinzu: "Die Unterschiede zwischen dem Pontifikat Benedikts und dem von Franziskus treten immer deutlicher zu Tage. Es ist nicht nur ein anderer Stil, es geht auch um Identität und Linie, um die Frage, gibt es überhaupt noch Sicherheiten im Glauben der katholischen Kirche?" Benedikt sei aber kein "Schattenpapst", er kommentiere die Handlungen von Papst Franziskus nicht und mische sich nicht ein.

Versuche, die beiden Päpste gegeneinander auszuspielen bezeichnete Seewald als "lächerlich". Er erinnerte daran, dass Franziskus bereits als Bischof von Buenos Aires kein Problem mit Autorität gehabt habe und damals hart durchgreifen konnte. Seewald fügte hinzu: "Was Personalentscheidungen und Personalführung von Franziskus betrifft, sind viele Beobachter nachdenklich geworden. Dass frühere Vertraute Papst Benedikts ins Hintertreffen geraten, ist nicht zu übersehen."

Seewald hatte 2016 unter dem Titel "Letzte Gespräche" ein längeres Interview mit Benedikt in Buchform veröffentlicht. Seit 1996 enstanden insgesamt vier Gesprächsbände Seewalds mit dem heute emeritierten Papst. (rom/KNA)