Monarchischer Massenandrang im Schloss Bellevue
Als langjähriger deutscher Außenminister hat Frank-Walter Steinmeier viel Erfahrung im Umgang mit Präsidenten und Monarchen. Doch am Samstag erlebte der 62-Jährige noch einmal eine Premiere: In seinem immer noch neuen Amt als Bundespräsident konnte Steinmeier im Schloss Bellevue 39 Könige auf einen Schlag begrüßen. Anlass für diesen monarchischen Massenandrang war der traditionelle Besuch der Sternsinger beim Staatsoberhaupt.
Pünktlich zum Dreikönigsfest schrieben die kleinen Könige ihren Segen "Christus mansionem benedicat – Christus segne dieses Haus" an das Eingangsportal des Schlosses. Bei einem anschließenden Empfang dankte Steinmeier gemeinsam mit seiner Frau Elke Büdenbender den Sternsingern für ihren Einsatz für notleidende Kinder in aller Welt. Durch die Sternsinger entstehe eine Lichterkette im ganzen Land, die die Welt "ein Stückchen heller" mache, so der Bundespräsident.
Wertvoller als Gold und Myrrhe: "Gottes Segen"
Zugleich brächten die Kinder und Jugendlichen bei ihren Hausbesuchen in diesen Tagen etwas noch wertvolleres mit als Gold und Myrrhe, "nämlich Gottes Segen". Steinmeier hob zudem hervor, dass bei den Sternsingern alle willkommen seien, nicht nur Katholiken oder Christen: "Ihr öffnet neue Türen zwischen den Menschen", die ansonsten oft durch unsichtbare Mauern getrennt seien." Der Bundespräsident ermunterte alle Mitbürger, den Sternsingern die Türen aufzumachen und ihnen Geld zu spenden. Er selbst übergab während des Treffens im Schloss Bellevue gemeinsam mit seiner Frau eine persönliche Spende für Hilfsprojekte in Indien.
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Die Aktion Dreikönigssingen, die gemeinsam vom Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) ausgerichtet wird, findet in diesem Jahr zum 60. Mal statt. Das Leitwort der Aktion heißt "Segen bringen, Segen sein. Gemeinsam gegen Kinderarbeit – in Indien und weltweit!" Beispielland der Kampagne ist Indien, das Land, in dem laut Schätzungen weltweit die meisten Kinder arbeiten müssen. Internationale Organisationen gehen davon aus, dass zwischen 12 und 60 Millionen indische Kinder regelmäßig Arbeit leisten – oftmals unter gefährlichen, gesundheitsschädlichen und ausbeuterischen Bedingungen.
Die 39 Mädchen und Jungen aus dem Bistum Eichstätt waren stellvertretend für bundesweit mehr als 300.000 Sternsinger nach Berlin gereist. Die Kinder und Jugendlichen mit ihren Gewändern und Königskronen kamen aus der Pfarrei Pietenfeld sowie den Pfarrverbänden Buxheim-Eitensheim und Hepberg-Lenting. Sie wurden vom Präsidenten des Kindermissionswerks, Klaus Krämer, und BDKJ-Bundespräses Dirk Bingener begleitet.
Mit ihrem Besuch setzten die Sternsinger eine Tradition fort, die inzwischen bereits mehr als 35 Jahre zurückreicht. Am 1. Dezember 1982 hatte mit Steinmeiers Amtsvorgänger Karl Carstens erstmals ein Bundespräsident eine Abordnung der Sternsinger empfangen – damals noch in der Villa Hammerschmidt in Bonn.
Der Besuch beim Staatsoberhaupt blieb allerdings zunächst eine einmalige Angelegenheit. Stattdessen empfing ein Jahr später Bundeskanzler Helmut Kohl die Könige termingerecht am Dreikönigstag 1984 im Bonner Kanzleramt. Der Katholik Kohl war es dann auch, der die Besuche zur jährlichen Tradition machte. Bald schon kamen Abordnungen aus allen deutschen Bistümern alljährlich im Januar nach Bonn, nach dem Fall der Berliner Mauer auch aus den neuen Bundesländern.
"Viel Glück und viel Segen" für den Bundespräsidenten
1997 begründete schließlich Roman Herzog die Tradition der Sternsinger-Empfänge beim Bundespräsidenten. Anknüpfend an den ersten Empfang bei Karl Carstens lud Herzog die Sternsinger ins Schloss Bellevue ein. Seitdem gehört der jährliche Besuch beim Staatsoberhaupt zum festen Terminplan der kleinen Könige. Anders als das Kanzleramt achtet das Bundespräsidialamt dabei sehr auf Termintreue: Selbst wenn der 6. Januar wie in diesem Jahr auf einen Samstag fällt, öffnet der Hausherr an diesem Tag die Pforten.
Während des Besuchs am Samstag gab es noch eine Premiere: Neben den traditionellen Sternsinger-Liedern sagen die kleinen Könige für Bundespräsident Steinmeier auch "Viel Glück und viel Segen", da das Staatsoberhaupt am Tag zuvor seinen 62. Geburtstag gefeiert hatte. Anschließend gab es für die Kinder und Jugendlichen Kakao und Brezeln.