Mehr Erwachsenentaufen - wohl wegen Flüchtlingen
Die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) verzeichnet deutlich mehr Erwachsenentaufen - offenbar wegen Flüchtlingen. Die Zahl stieg von 2015 bis 2016 um 38 Prozent auf 2.630, wie Sprecher Jens Peter Iven am Montag vor Journalisten bei der Landessynode in Bad Neuenahr mitteilte. Zwar werde die ethnische Zugehörigkeit der neuen Kirchenmitglieder nicht festgestellt, so Iven. Aber die Zunahme habe offensichtlich mit Flüchtlingen zu tun, die sich taufen ließen.
Präses Manfred Rekowski bekannte sich ausdrücklich zur Mission unter muslimischen Flüchtlingen. "Wir machen das unabhängig von der Zielgruppe", so Rekowski. "Wir übertölpeln Menschen nicht." Wenn aber Flüchtlinge in Kontakt zu Kirchengemeinden kämen und Interesse am kirchlichen Leben zeigten, hätten sie ein Recht, ihre Religion zu wechseln.
Im vergangenen Sommer hatte es eine Debatte um missbräuchliche Taufen von Flüchtlingen gegeben. Damals entzog sich ein afghanischer Asylbewerber durch seine Konversion zum Christentum der Abschiebung und tötete anschließend einen fünfjährigen Jungen. Mehrere Kirchenvertreter forderten daraufhin eine kritische Prüfung der Taufpraxis. So betonte etwa Ralf Meister, Landesbischof der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover, dass es notwendig sei, "die jeweilige Lebenssituation des Taufwilligen genau zu kennen". Auch der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp sagte, dass es einen monatelangen Prozess der Vorbereitung und der Prüfung brauche," bevor jemand getauft und in die Kirche aufgenommen wird". Einen leichtfertig Umgang mit Taufen wies Kopp zurück.
Landessynode will Verhältnis zum Islam klären
Ein Hauptthema der bis Samstag dauernden Landessynode ist das Verhältnis der rheinischen Landeskirche zu den Muslimen. "Da wollen wir noch einmal eine theologische Klärung vornehmen", sagte Rekowski dem domradio. Zum einen gehe es um das Verbindende. "Aber wir wollen noch einmal scharf stellen, was uns trennt." Der Dialog mit Muslimen sei auch eine wichtige gesellschaftliche Frage.
In seinem Lagebericht warnte der Präses vor Gefährdungen "aufgrund eines fundamentalistischen Umgangs mit heiligen Schriften" und einer Einschränkung der Religionsfreiheit. "Religion kann nur dann wahrhaft Religion sein, wenn sie frei von staatlichem oder anderem Zwang ausgeübt werden kann."
Auch in der Geschichte der christlichen Kirchen in Deutschland seien Staatsgebilde von einer einzigen Konfession unter Einschränkung der Religionsfreiheit geprägt worden, sagte der Präses. Gerade deshalb suche die EKiR das Gespräch mit den Muslimen über die potenziellen Gefährdungen durch den Fundamentalismus. (bod/KNA)