Papst spricht von Verleumdung - Tag 3 in Chile
Der Besuch von Papst Franziskus in Chile neigt sich dem Ende zu. Auf dem Weg nach Peru macht er Station im chilenischen Iquique. Doch vorher traute Franziskus noch ganz spontan ein Brautpaar. Was sonst noch am dritten Tag der Papstreise passierte, lesen Sie in unserem Live-Ticker.
22:45 - Papst in Peru gelandet
Papst Franziskus ist am späten Donnerstagnachmittag (Ortszeit) zu seinem dreitägigen Besuchsprogramm in Peru eingetroffen. Das Flugzeug mit dem Kirchenoberhaupt an Bord landete um 16.32 Uhr (22.32 Uhr MEZ) auf dem Internationalen Flughafen in Lima.
Am Freitag will der Papst in Puerto Maldonado mit Vertretern der Amazonas-Völker zusammenkommen. Dabei dürften der Abbau von Rohstoffen und die Bedrohung der kulturellen Identität sowie die Rechte der indigenen Völker ein Thema werden. Das Treffen wird als Auftakt einer Amazonien-Synode gesehen, die Franziskus für 2019 in den Vatikan einberufen will. Erst am Freitagabend findet die formelle Begrüßung im Präsidentenpalast in Lima statt.
Am Samstag feiert der Papst eine große Messe am Strand bei Trujillo. Anschließend besucht er ein Wohnviertel, das im April 2017 von schweren Überflutungen im Zuge des Klimaphänomens El Nino heimgesucht wurde. Nach Treffen mit Ordensfrauen und den peruanischen Bischöfen in Lima sowie einer Messe fliegt er am folgenden Sonntag nach Rom zurück.
18:00 - Zwischenfall: Pferd scheut vor Papamobil
Zwischenfall bei der Papstreise in Chile: Als Franziskus am Donnerstag nahe Iquique mit dem Papamobil durch eine Menge von Gläubigen fuhr, bäumte sich das Pferd einer Polizistin am Straßenrand auf und warf die Reiterin ab. Franziskus ließ den Wagen anhalten und ging zu der Frau zurück, die am Boden lag und bereits von anderen Beamten versorgt wurde. Ein Ambulanzfahrzeug transportierte die Polizistin wenig später ab. Der Papst setzte seine Fahrt anschließend fort. Donnerstag war der letzte Tag seines viertägigen Chile-Aufenthalts.
Die Frau sei bei Bewusstsein, teilte der Vatikan umgehend mit. Der Papst habe ihr "einige tröstende Worte" zugesprochen. Das Papamobil hatte vor dem scheuenden Pferd ein kleines Ausweichmanöver absolviert. Dadurch war der 81-jährige Franziskus, der im rückwärtigen Teil des Wagens stand, selbst kurz aus dem Gleichgewicht geraten und musste sich festhalten.
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17:30 - Papst grüßt Pilger aus Argentinien
Zum Abschluss seiner Chile-Reise hat sich Papst Franziskus bei Pilgern aus dem benachbarten Argentinien bedankt. Nach einer Messe in Iquique am Donnerstag grüßte er vor allem seine argentinischen Landsleute, die für ihn "Heimat" seien. Scherzhaft schickte er voraus, Teilnehmer aus Bolivien und Peru sollten wegen der besonderen Erwähnung "bitte nicht eifersüchtig werden".
Viele Argentinier hatten die Papstmessen in Santiago, Temuco und Iquique genutzt, um das aus Buenos Aires stammende Kirchenoberhaupt zu sehen. Franziskus ist seit seiner Papstwahl im März 2013 mehrfach nach Südamerika gereist, ohne jedoch nur einmal in sein Heimatland zurückzukehren.
16:30 - Papst fordert in Chile Einheit, Gastfreundschaft und Solidarität
An seinem letzten Besuchstag in Chile hat Papst Franziskus das Land erneut zur Einheit aufgerufen. In seiner Predigt während eines Gottesdienstes nahe der nordchilenischen Stadt Iquique am Donnerstagmittag (Ortszeit) forderte das Kirchenoberhaupt die Gläubigen darüber hinaus zu Gastfreundschaft gegenüber Migranten auf. Ebenso warb er für mehr Aufmerksamkeit angesichts von Ausbeutung, unsicheren Arbeitsplätzen oder fehlendem Wohnraum.
Iquique, übersetzt "Land der Träume", sei ein "Einwanderungsgebiet" und Ziel vieler Menschen, die eine bessere Zukunft suchten, so der Papst. Christen sollten "keine Angst davor haben, mitanzupacken", damit Solidarität und Gerechtigkeit allen zugutekämen.
Besonders würdigte Franziskus die in Nordchile verbreitete Volksfrömmigkeit. Die Lebens- und Feierfreude der Menschen sei ein großes und wichtiges Reservoir zum Einsatz für den Nächsten. Wenn Christen Freude, Weisheit und Lebenserfahrung teilten, dann geschehe das Gleiche wie bei der Hochzeit zu Kana, sagte der Papst unter Verweis auf das Evangelium: "Aus Wasser wird Wein."
Zum Abschluss des Gottesdienstes verabschiedete sich Papst Franziskus von den Chilenen und dankte allen, die mit ihrer Arbeit zum Gelingen des Besuches beigetragen hätten. Bei einem anschließenden Mittagessen will Franziskus noch zwei Opfer der Militärdiktatur (1973-1989) unter Augusto Pinochet (1915-2006) treffen, bevor er am Nachmittag (Ortszeit) nach Peru weiterfliegt. Seine Ankunft in der Hauptstadt Lima wird für 17.20 Uhr (23.20 Uhr MEZ) erwartet.
16:25 - Papst nennt Vorwürfe gegen chilenischen Bischof "Verleumdung"
Papst Franziskus hat den wegen eines Missbrauchsskandals angegriffenen chilenischen Bischof Juan Barros in Schutz genommen. Es gebe "keinen einzigen Beweis" gegen ihn, sagte Franziskus am Donnerstag an seinem letzten Besuchstag in Chile. "Alles ist Verleumdung. Ist das klar?", so der Papst. Franziskus äußerte sich am Rand eines Gottesdienstes bei Iquique. Es war die Schlussmesse seines viertägigen Chile-Besuchs.
"An dem Tag, an dem man mir einen Beweis gegen Bischof Barros vorlegt, werde ich sprechen", sagte Franziskus auf die Frage eines Lokalreporters. Barros wird beschuldigt, von sexuellen Vergehen des Priesters Fernando Karadima gewusst zu haben. Belege dafür gibt es bislang nicht.
Der heute 87-jährige Karadima, einst einer der prominentesten Geistlichen Chiles, wurde 2011 wegen Missbrauchs verurteilt. Barros zählte zu seinem geistlichen Schülerkreis. Papst Franziskus ernannte Barros Anfang 2015 vom Militärbischof zum Oberhirten des kleinen Bistums Osorno im Süden Chiles. Durch die Personalentscheidung geriet auch Franziskus selbst in die Kritik. Die Debatte um Barros und dessen Auftritte bei Veranstaltungen mit Franziskus begleitete den Aufenthalt des Papstes in Chile.
Barros selbst sieht sich durch den Besuch von Franziskus gestärkt: "Der Papst hat mir Worte des Zuspruchs gesagt; es waren Worte der Unterstützung und der Zuneigung", sagte er der Zeitung "La Tercera".
Auch der Alt-Erzbischof von Santiago, Kardinal Francisco Javier Errazuriz, stellte sich hinter Barros und sprach von einer "erfundenen Polemik". Der Papst sei überzeugt, dass sich Barros keines Vergehens schuldig gemacht habe.
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14:45 - Weniger Besucher beim Papstgottesdienst als erwartet
In Chile haben am Donnerstag deutlich weniger Besucher an der Messe mit Papst Franziskus in Iquique teilgenommen als erwartet. Luftbilder zeigen den nur wenig besuchten Strand "Playa Lobito". Der Chef-Organisator des Papstbesuchs in Chile, Javier Peralta, sagte der Tageszeitung "La Tercera": "Wir haben einen geringeren Zuschauerzustrom als erwartet." Als Grund für die Zurückhaltung nannte Peralta, dass deutlich weniger ausländische Pilger gekommen seien, als einkalkuliert. Am Nachmittag fliegt der Papst nach einer Abschiedszeremonie am Flughafen von Iquique weiter in die peruanische Hauptstadt Lima.
14:30 - Papst traut Paar im Flugzeug
Blitzhochzeit im Papstflugzeug: Zwei Besatzungsmitglieder eines Flugs mit Papst Franziskus nutzten die Gelegenheit, ihre kirchliche Trauung nachzuholen. Paula Podest (39) und Carlos Ciuffardi (41) aus Chile gaben sich am Donnerstag vor dem Kirchenoberhaupt das Ja-Wort.
Es war ein Vorschlag des Papstes, als sich die Besatzung während des Flugs von Santiago nach Iquique bei ihm vorstellte. Auf die Frage, ob die beiden verheiratet seien, erzählte Ciuffardi, dass ihre 2010 geplante kirchliche Hochzeit ausfallen musste, weil ihre Kirche durch ein Erdbeben zerstört worden war. Darauf fragte Franziskus laut Ciuffardi: "Wollt ihr heiraten? Dann machen wir das jetzt." Die nötigen Nachweise für die zivile Heirat waren vorhanden, ein mitreisender Kardinal stellte das Dokument über die kirchliche Eheschließung aus.
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13:30 - Mapuche-Vertreter kritisiert Papst Franziskus
Einer der prominentesten Sprecher der Mapuche in Chile, Aucan Huilcaman, zeigt sich von der Rede von Papst Franziskus bei dessen Besuchs in Temuco enttäuscht. "Der Vortrag des Papstes war ziemlich lau, doppelsinnig und ungenau", sagte Huilcaman der argentinischen Tageszeitung "La Nacion" (Donnerstag).
Franziskus habe sich am Mittwoch in Temuco nur mit Mapuche getroffen, die "Produkte der Dominanz und des Kolonialismus" seien. Vor allem habe es der Papst unterlassen, über das Recht der Mapuche auf ihr Land zu sprechen. Darin lägen aber die Ursachen des Konflikts mit Unternehmen und Siedlern. Huilcaman kritisierte zudem, dass er keine Gelegenheit gehabt habe, persönlich mit dem Papst zu sprechen.
Papst Franziskus hatte am Mittwoch in Temuco die Völker Chiles zu Einheit und Solidarität aufgerufen und jede Gewalt im Kampf um Anerkennung verurteilt. "Gewalt verwandelt die gerechteste Sache in eine Lüge", sagte er bei einem Gottesdienst nahe Temuco im Süden des Landes. "Man kann nicht Anerkennung verlangen, indem man den anderen vernichtet", warnte das Kirchenoberhaupt. Seit Beginn des Papstbesuchs am Montag waren in der Provinz Araukanien Brandanschläge auf zwei Helikopter und sechs Kapellen verübt worden.
Zu Beginn seiner Predigt begrüßte der Papst die rund 150.000 Menschen in der Sprache der Mapuche. Dann lobte er die Schönheit der von Bergen, Wäldern und Flüssen geprägten Landschaft: Hier sei es einfach, in jeder Kreatur Gottes Hand zu erkennen. Gleichzeitig prangerte Franziskus die "Ungerechtigkeiten der Jahrhunderte" an, unter der die einheimische Bevölkerung der Mapuche und anderer Völker zu leiden hätten. (rom/bod/KNA)