Erstmals spricht auch der Hamburger Oberhirte zum Thema

Schulschließungen: Erzbischof Heße meldet sich zu Wort

Veröffentlicht am 27.01.2018 um 12:32 Uhr – Lesedauer: 
Erzbistum Hamburg

Hamburg ‐ Viel Kritik musste das Erzbistum Hamburg für seine Schulschließungs-Pläne einstecken. Mehrere Bistumsvertreter verteidigten das Vorhaben, doch einer schwieg bislang: Erzbischof Heße. Jetzt meldet er sich zu Wort.

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Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße hat erstmals Stellung zu den geplanten Schulschließungen in seiner Diözese bezogen. "Jesus gebraucht das Bild des Hausvaters, der mit seinen Mitteln klug wirtschaften muss. Das haben wir getan", verteidigte Heße die Pläne in einem Exklusiv-Interview der "Bild"-Zeitung (Samstag). Auf die Frage, ob das Handeln nach allein wirtschaftlichen Gesichtspunkten christlich sei, antwortete der Erzbischof, dass auch für Christen das Einmaleins gelte. Zusammen mit Heße befragte die Zeitung auch den Hamburger Generalvikar Ansgar Thim.

Die Erzdiözese hatte vor einer Woche bekanntgegeben, bis zu acht ihrer 21 katholischen Schulen in der Hansestadt zu schließen. Begründet wurde die Entscheidung mit der angespannten Haushaltslage des Bistums. In der Hamburger Politik sowie bei Schülern, Eltern und Lehrern war die Entscheidung auf Kritik gestoßen. Eltern hatten moniert, erst kurzfristig über die Pläne informiert worden zu sein. Auch der Hamburger Schulsenator Ties Rabe (SPD) sagte, seine Behörde habe erst kurz vor der Bekanntgabe von der Entscheidung erfahren. Scharfe Kritik gab es zudem von der Katholischen Elternschaft Deutschlands. Generalvikar Thim hatte die Pläne des Bistums verteidigt und konkrete Vorwürfe als unwahr zurückgewiesen.

Konfrontation bislang gescheut?

Die "Bild" fragte, warum Heße selbst bislang die Konfrontation gescheut habe und stattdessen Thim für sich sprechen ließ. "Es geht um wirtschaftliche Fragen. Der Generalvikar ist mein Vertreter und der Verwaltungschef", antwortete der Erzbischof. Dass das Vorhaben des Erzbistums auf Kritik stoße und "große Emotionen hervorruft", könne er gut verstehen. Weiter versicherte Heße, dass alle Schüler ihre Abschlüsse an ihren Schulen machen könnten. "Wir wollen das so verträglich wie möglich gestalten." Ob ein geschätztes Vermögen der katholischen Kirche in Deutschland von 200 Milliarden Euro nicht ausreiche, um acht Schulen zu retten, fragte die Zeitung weiter. "Wir sind für das Erzbistum verantwortlich und machen hier unsere Hausaufgaben", so Heße. Eine einmalige Finanzspritze könne die Strukturprobleme nicht lösen.

Thim erklärte in dem Doppelinterview, dass man erst "am Anfang einer großen Sanierung des ganzen Erzbistums" stehe. "Wir haben uns mit den Schulen als erstes beschäftigt, weil wir sahen, dass sonst alle 21 Schulen in Gefahr gekommen wären", sagte der Generalvikar. Derzeit werde die Wirtschaftlichkeit von weiteren kirchlichen Einrichtungen wie Krankenhäusern und Kitas geprüft. Auch dort werde es zu Schließungen kommen, so Thim. "Wie viele, das müssen wir in diesem Jahr ermitteln." (tmg)