Marx: Transparenzoffensive noch nicht erfolgreich
Einen transparenteren Umgang der deutschen Bistümer mit ihrem Geld hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, zum Auftakt der Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe in Ingolstadt gefordert. "Wir müssen schneller werden, mehr Vergleichbarkeit herstellen", sagte Marx am Montag mit Blick auf den jüngsten Finanzskandal im Bistum Eichstätt und die angekündigten Schulschließungen im Erzbistum Hamburg.
Den Bistümern sei es beim Thema Finanzen bislang "nicht gelungen, gemeinsam voranzuschreiten im absolut gleichen Tempo und den Schritt zu halten", so der Münchner Kardinal. Er verwies darauf, dass die deutschen Bischöfe bereits im Jahr 2014 eine Transparenzinitiative gestartet hätten, die allerdings bislang nicht den gewünschten Erfolg gehabt habe.
Vorschläge für transparentere Finanzen unterbreiten
Marx kündigte an, er wolle den Bischöfen in Ingolstadt Vorschläge für transparentere Finanzen unterbreiten. Es müsse gewährleistet sein, "dass die Kirche mit dem Geld der Gläubigen und dem Vermögen, das in Jahrhunderten gestiftet wurde, sorgsam umgeht. Dafür müssen wir größere Anstrengungen machen", so der Vorsitzende. Laut Marx wollen die Bischöfe auch über einen möglichen Finanzausgleich zwischen armen und reichen Bistümern sprechen. Grundsätzlich positiv äußerte er sich zu einer stärkeren Beteiligung von Laien in der kirchlichen Finanzverwaltung, wie sie das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gefordert hat. "Ich sehe darin nichts Bedrohliches", so Marx.
Der Bischofskonferenzvorsitzende betonte zugleich, dass die Kirche kein Konzern und er selbst kein Vorstandsvorsitzender sei. "Ich kann den Bistümern keine Anweisungen geben." Jedes Bistum sei in finanziellen Fragen autonom. Allerdings hätten die Medien die "nicht unberechtigte Erwartung", dass die katholische Kirche in Deutschland eine "Einheit" sei und dementsprechend gemeinsam handele.
Marx kündigte weiter an, dass die Bischöfe über einen Vorschlag zum Umgang mit gemischtkonfessionellen Paaren beraten werden, die gemeinsam die Kommunion empfangen wollen. Dieser sei von den Kommissionen für Glaubensfragen und für Ökumene der Bischofskonferenz erarbeitet worden. Zum konkreten Inhalt des Papiers machte Marx keine Angaben. Er sagte nur: "Ich hoffe, dass wir einen guten Schritt weiterkommen in dieser Frage." Der Kardinal zählt zu den vehementen Befürwortern einer Zulassung von evangelischen Partnern zur Kommunion im Einzelfall. Bislang ist das noch nicht möglich.
Die deutschen Bischöfe wollen sich nach den Worten ihres Vorsitzenden auch mit dem Koalitionsvertrag der Großen Koalition beschäftigen. Marx kritisierte am Donnerstag erneut die Beschränkung des Familiennachzugs für Migranten mit befristeter Aufenthaltserlaubnis. "Die Lösung, die dort angeboten wird, ist nicht die, die wir begrüßen können." Insgesamt werde die Flüchtlingsfrage in dem Vertrag "zu isoliert" betrachtet. Auch die Vereinbarungen zur Entwicklungspolitik insgesamt seien noch "etwas ausbaufähig", so der Münchner Erzbischof.
Segnung homosexueller Paare nicht auf Tagesordnung
Eine etwaige Segnung gleichgeschlechtlicher Paare steht laut Marx in Ingolstadt dagegen nicht auf der Tagesordnung der Bischöfe. Das Thema müsse erst sorgfältig vorbereitet werden. Dazu habe man der Pastoralkommission der Bischofskonferenz einen Arbeitsauftrag erteilt. Marx trat zugleich Interpretationen entgegen, er habe sich jüngst für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare im Einzelfall ausgesprochen. Er habe lediglich gesagt, dass er sich Einzelfall gut vorstellen könne, "dass es auch einen geistlichen Zuspruch geben kann, von der Segnung homosexueller Paare, gar öffentlich, habe ich gar nicht gesprochen", so Marx. Er stellte auch klar, dass die Pastoralkommission sich nicht mit dem "Finden von Segnungsmöglichkeiten" beschäftige.
Die Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz tagt bis Donnerstag in Ingolstadt. Schwerpunkte der Beratungen sollen laut offizieller Tagesordnung das Verhältnis zu den Kirchen in Osteuropa und die bevorstehende Jugendsynode im Vatikan sein. (tja)