Ein Stück Neuland
Statt Spielern zogen Messdiener ein, statt Fangesänge hallten Kirchenlieder durch das Rund. Es war der feierliche Höhepunkt eines fünftägigen Glaubensfestes.
Etwa 48.000 Teilnehmer
Zwar gibt es in der katholischen Kirche eine mehr als 100-jährige Tradition dieser Art Treffen. Dennoch betrat sie nun in Deutschland ein Stück Neuland - der letzte Kongress fand vor Jahrzehnten in München statt. Anders als Katholikentage mit ihrem gesellschaftspolitischen Anspruch ist der Eucharistische Kongress - im Namen klingt es an - religiöser akzentuiert. Trotz des sperrigen Titels konnten die Deutsche Bischofskonferenz und das Erzbistum Köln zwischen 45.000 und 48.000 Teilnehmer für ein Programm rund um Glaubensgespräche und Gottesdienste mobilisieren.
Der Vorsitzende des Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, und Kardinal Joachim Meisner zogen jedenfalls eine positive Bilanz. Der Kölner Erzbischof dankte für den Reichtum der Kölner Tage, Zollitsch sprach von einem "großartigen Fest des Glaubens" mit einer herrlichen Atmosphäre. Fünf Tage prägten die Teilnehmer, die an den roten Bändern um den Hals mit den Teilnehmerkarten erkennbar waren, das Bild der rheinischen Metropole mit.
Sperriges Thema
Das Hauptthema des Festes, die in Gestalt von Brot und Wein gefeierte Gegenwart Gottes, ist für viele Menschen schwer zugänglich. Diese Konzentration auf den Kern des Glaubens bedeute aber keineswegs einen Rückzug in einen frommen Elfenbeinturm, betonte Zollitsch. Die Kirche wolle aktiv die moderne Welt mitgestalten. Das ist die große Botschaft, die - gerade auch nach dem Missbrauchsskandal - von Köln in Richtung Gesellschaft ausgeht.
Papst: "Gott zur Welt und die Welt zu Gott bringen"
Dazu passt die Grußbotschaft des Papstes, mit der er sich erstmals offiziell an die Katholiken in Deutschland wendet: Geistliche und Laien hätten den Auftrag, "Gott zur Welt und die Welt zu Gott zu bringen".
Aber über dieses mehr nach außen gerichtete Signal wollte der Kongress vor allem zur inneren Selbstvergewisserung beitragen. In ihren Glaubensgesprächen griffen gleich mehrere Bischöfe das Faktum auf, dass die Zahl der Kirchenmitglieder geringer wird - um dann aber die Gläubigen zu Selbstbewusstsein aufzurufen. Ein Außenseiterdasein sei kein Grund zur Entmutigung, sagte etwa der Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki. Und Kurienkardinal Walter Kasper betont, zur Geschichte der Kirche gehöre das Leben in der Krise und als Minderheit dazu.
Kirchenpolitische heiße Eisen wie der Umgang mit Wiederverheirateten kommen bei dem Kongress immer mal wieder zur Sprache, spielen aber eine eher untergeordnete Rolle. Eindeutig ist die Antwort von Kurienkardinal Walter Kasper auf innerkirchliche Reformwünsche. Er fordert eine Neuausrichtung der Debatte und warnt vor "Grabenkämpfen". Geistliche sollten sich von Medien nicht auf "Nebenkriegsschauplätze" wie die Fragen nach Diakoninnen oder Zölibat drängen lassen. Die Kirche müsse die Frage nach Gott und Christus wieder ins Zentrum rücken.
"Lux eucharistica" besonders beliebt
Auf seine Weise versucht das der Eucharistische Kongress - nicht nur mit Vorträgen, sondern auch mit einem bunten Programm auf Bühnen in der City, einem Glaubensfest in der Lanxess Arena und einem Jugendfestival. An einer Brottafel mit 300 Tischen kommen mehrere Hundert Menschen zusammen, um miteinander Produkte der Kölner Bäcker-Innung zu teilen - und machen so auf die karitative Dimension des Christentums aufmerksam.
Renner unter den 800 Veranstaltungen des Eucharistischen Kongresses ist die Lichtinstallation im Kölner Dom an den späten Abenden. Der Andrang zu "lux eucharistica" ist groß und zieht auch Menschen ohne rote Bänder an. Diese Komposition verbindet auf originelle Weise nicht nur Licht und Musik, sondern auch Kunst und Religion - und ist damit ein Beispiel dafür, wie die Kirche in der Welt ankommen kann.