Weltkirchenrat: Papst ist ein Vorbild
Am 21. Juni wird Papst Franziskus den Weltkirchenrat (Ökumenischen Rat der Kirchen, ÖRK) besuchen. Damit wolle er das ökumenische Engagement der katholischen Kirche bekräftigen und die Arbeit des Weltkirchenrates in Genf würdigen, erklärten ÖRK-Generalsekretär Olav Fykse Tveit und der Leiter des Päpstlichen Einheitsrates, Kardinal Kurt Koch, am Freitag im Vatikan. Der Papst besucht den Rat aus Anlass von dessen 70-jährigen Bestehen.
"Franziskus zeigt und lebt die ökumenische Vision noch einmal ganz neu", würdigte Tveit die Rolle des Papstes. Alle Christen stünden vor der Aufgabe, sich in der Welt Gehör zu verschaffen und zu zeigen, wie das christliche Evangelium zu leben sei. Franziskus sei ein guter Prediger und Pastor, der "von vielen Kirchen und Christen anerkannt wird", lobte Tveit. Der lutherische Theologe aus Norwegen ist seit 2010 Generalsekretär des ÖRK.
Praktische Schritte gemeinsam gehen
Das Motto des Besuchs - "Gemeinsam gehen, beten und arbeiten" - illustriere auch die Auffassung des Papstes von Ökumene, erläuterte Koch. Franziskus spreche immer davon, viele praktische Schritte gemeinsam zu gehen. "Für ihn besteht Ökumenismus nicht nur aus Dialog, sondern aus gemeinsamem Gebet und Handeln", so Koch. Insbesondere in seinen Appellen zu Mission und Dienst der Christen fänden sich viele nichtkatholische Christen wieder, sagte Tveit. Auch wenn sie einzelne Lehren und Strukturen der katholischen Kirche nicht teilten.
Das genaue Programm des Besuchs, der auf Einladung des ÖRK erfolgt, ist laut Kardinal Koch noch in Arbeit. Der eintägige Besuch gilt allein dem Weltkirchenrat. Zusätzlich gibt es eine kurze Begegnung mit der Schweizer Regierung. Außerdem will Franziskus eine Messe mit den katholischen Christen in Genf feiern. Ein Besuch dort ansässiger UN-Einrichtungen ist nicht geplant.
Nach den Besuchen von Paul VI. 1969 und Johannes Paul II. 1984 in Genf ist dies der dritte Besuch eines Papstes beim Weltkirchenrat. Diesem gehören aktuell 348 orthodoxe, protestantische, anglikanische und Pfingstkirchen an. Die katholische Kirche ist nicht Vollmitglied. Katholische Theologen, Institutionen und Gemeinschaften arbeiten aber als Mitglieder in diversen Kommissionen und Einrichtungen des ÖRK mit.
Katholische Kirche beansprucht besondere Verantwortung
Koch sagte dazu, die katholische Kirche mit dem Papst als Nachfolger des Petrus beanspruche eine besondere Rolle und Verantwortung für die Einheit der Christen. Zudem würde sie allein wegen ihrer großen Mitgliederzahl den Rat zu sehr dominieren.
Die Anfänge der Zusammenarbeit zwischen Rom und Genf liegen noch vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965). Neben dem theologischen Dialog etwa in der Kommission zu Glaube und Kirchenordnung gibt es gemeinsame Aktivitäten zu Menschenrechten, Umweltfragen, christliche Mission und sozialen Hilfen. So sind neben dem Rat für die Einheit der Christen auch jener für interreligiösen Dialog sowie das neue Dikasterium für menschliche Entwicklung Partner des ÖRK im Vatikan. (KNA)