Die Schritte von der Aufbahrung bis zur Beisetzung

Der Weg des Bischofs zur letzten Ruhestätte

Veröffentlicht am 15.03.2018 um 13:01 Uhr – Lesedauer: 
Liturgie

Bonn ‐ Acht Tage lang liegt der Leichnam von Kardinal Karl Lehmann aufgebahrt in der Seminarkirche von Mainz. Das ist eine von mehreren Besonderheiten der Totenfeier für Bischöfe. Katholisch.de erklärt sie.

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Für die Lebenden ist der Tod oft ein bedrohliches Szenario. Dabei spielt er im christlichen Glauben eine zentrale Rolle als Moment der Hoffnung. Den ersten Christen in Rom schrieb der Apostel Paulus: "Sind wir nun mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden" (Röm 6,8). Christen glauben also, dass der Tod nicht das absolute Ende ist, sondern der Übergang zum ewigen Leben. Dies drücken auch die liturgischen Riten aus, wie sie nun nach dem Tod von Kardinal Karl Lehmann vollzogen werden.

Christen erhoffen die leibliche Auferstehung

Grundsätzlich unterscheidet sich die Beerdigung des früheren Mainzer Bischofs nicht von der eines jeden anderen Christen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Beisetzung des Körpers des Verstorbenen und die gleichzeitige Bitte um die Aufnahme seiner Seele in den Himmel. Der ehrfürchtige Umgang mit den sterblichen Überresten folgt dabei aus der Hoffnung auf die leibliche Auferstehung der Toten, die Paulus so ausdrückt: "Wenn der Geist dessen in euch wohnt, der Jesus von den Toten auferweckt hat, dann wird er, der Christus Jesus von den Toten auferweckt hat, auch euren sterblichen Leib lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt" (Röm 8,11).

Das Gebet für Verstorbene am offenen Sarg ist im deutschen Sprachgebiet weithin unüblich. Häufiger ist da die Aufbahrung im geschlossenen Sarg, etwa verstorbenen hochrangigen Politikern. Bei den Totenfeierlichkeiten für Bischöfe ist jedoch die offene Ausstellung des Toten vorgesehen. So liegt nun auch der Leichnam des am Sonntag verstorbenen Lehmann seit Dienstag in der Seminarkirche von Mainz aufgebahrt.

Der langjährige Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, ist im Alter von 81 Jahren gestorben.
Bild: ©KNA

Am Sonntag, den 11. März, ist der langjährige Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, im Alter von 81 Jahren gestorben.

Eine Besonderheit der bischöflichen Begräbnisfeierlichkeiten ist dabei, dass er in liturgische Gewänder gekleidet ist. Das "Ceremoniale Episcoporum", das Zeremonienbuch für liturgische Feiern der Bischöfe, sieht zudem vor, dass er die bischöflichen Insignien trägt: den Ring, das Brustkreuz und die Mitra. Verstorbenen Erzbischöfen wird zudem das Pallium umgelegt. Der Bischofsstab, das Symbol der Hirtengewalt, wird dem Bischof allerdings nicht "beigegeben", wie es im Zeremonienbuch heißt. Im Falle Lehmanns steht der Stab aufrecht neben der Totenbahre mit dem Leichnam. Während der Zeit der Aufbahrung und dem abschließenden Requiem brennt zudem die Osterkerze als Zeichen der Auferstehung.

Die Aufbahrung des toten Bischofs soll "an einem geeigneten" Ort stattfinden, um den Gläubigen die Gelegenheit zum Gebet beim Verstorbenen zu geben. Im Falle Kardinal Lehmanns wurde dafür die Seminarkirche von Mainz gewählt, unweit des Doms. Bis zum Requiem und der Beisetzung am kommenden Mittwoch wird dort jeden Tag das Stundengebet verrichtet, wie es auch das Zeremonienbuch vorsieht. Zudem wird jeden Tag eine heilige Messe für Lehmann gefeiert.

Die Kirche kennt keine Bestattungsfrist

Die Beisetzung Lehmanns soll zehn Tage nach seinem Tod erfolgen – eine relativ lange Zeit. Die Kirche macht dabei keine Vorgaben, wie schnell eine Beerdigung zu erfolgen hat. In Deutschland setzen jedoch die Länder entsprechende Bestattungsfristen. In Rheinland-Pfalz beträgt diese eigentlich sieben Tage, wobei die zuständige Kommune eine Verlängerung erlauben kann. Die Bestattungsgesetze der Länder regeln zudem teilweise Möglichkeiten und Einschränkungen der Aufbahrung von Toten.

Vor der Beisetzung in der Bischofsgruft soll der Leichnam Lehmanns am kommenden Mittwoch in einem Leichenzug zum Mainzer Dom verbracht werden. Für die liturgische Gestaltung einer solchen Prozession gibt es keine bindenden Vorgaben, wie ohnehin bei Gebeten und Texten für Totenfeierlichkeiten breite Auswahlmöglichkeiten bestehen. Auch bei Gedenk- und Totenmessen für Bischöfe gibt es spezielle Gebete, die variabel eingesetzt werden.

Linktipp: Lehmann mit Mitra aufgebahrt - Kondolenzbuch online

Die Beisetzung von Kardinal Karl Lehmann findet am 21. März im Mainzer Dom statt. Wer ihm bis dahin die letzte Ehre erweisen möchte, kann das ab jetzt tun - direkt in der Mainzer Seminarkirche oder online.

Eine weitere Besonderheit des Requiems für einen Bischof wird schon ganz zu Beginn der Feier zu sehen sein. Vor dem Sarg Lehmanns wird dann ein Mitglied des Altardienstes – meist der Sekretär des Verstorbenen – mit dem Hirtenstab gehen. Dieser wird bei diesem Anlass mit der Krümme nach unten getragen. Dies symbolisiert, dass die Hirtengewalt des Bischofs erloschen ist. Auf dem Sarg ruhen während der Feier die Mitra als bischöfliche Insignie sowie ein Evangeliar als Hinweis auf seinen Verkündigungsdienst. Beim Requiem für Kardinal Joachim Meisner war im vergangenen Jahr stattdessen ein Kelch zu sehen: Er symbolisiert das Wirken des Toten als geweihter Priester.

Auch der Begräbnisort ist außergewöhnlich

Da Lehmann bereits emeritiert war, wird der amtierende Bischof von Mainz, Peter Kohlgraf, Totenmesse und Begräbnisfeier leiten. Bei Bischöfen, die im Amt verstorben sind, sieht das Zeremonienbuch den zuständigen Erzbischof – den Metropoliten der Kirchenprovinz – oder den Vorsitzenden der Bischofskonferenz als Hauptzelebranten vor. Eine letzte Besonderheit ist schließlich der Begräbnisort des Bischofs. Kardinal Lehmann soll nach dem Requiem in der Gruft des Mainzer Domes seine letzte Ruhestätte finden. Damit folgt die Diözese nicht nur der langen Tradition, sondern auch den rechtlichen Vorgaben. Denn laut dem Zeremonienbuch ist der Ort des Begräbnisses eines Bischofs kein gewöhnlicher Friedhof, sondern die Kathedrale seines Bistums, seine frühere Bischofskirche.

Von Kilian Martin