Wiener Kardinal über Europa, Flüchtlinge und die Türkei

Schönborn: Habe Verständnis für Angst vor dem Islam

Veröffentlicht am 19.03.2018 um 11:00 Uhr – Lesedauer: 
Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof von Wien, bei der Pressekonferenz zur Familiensynode am 16. Oktober 2014 im Vatikan.
Bild: © KNA
Religion

Wien ‐ Nicht nur in Deutschland wird über den Islam diskutiert. Auch in Österreich sind Kopftücher oder konvertierte Flüchtlinge ein Thema, wie die Aussagen des Wiener Kardinals Christoph Schönborn zeigen.

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Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn zeigt Verständnis für die Angst vor einer Ausbreitung des Islam in Europa. Notwendig sei jetzt eine Allianz aller Kräfte, die für einen toleranten Islam stünden, so Schönborn am Sonntag in der ORF-Sendung "Pressestunde".

Darin lehnte der Erzbischof von Wien einen EU-Beitritt der Türkei in der gegenwärtigen Situation ab. Es sei schon Herausforderung genug, in Europa halbwegs gut miteinander auszukommen. Anders verhalte es sich mit Bosnien-Herzegowina. Hier würden die österreichischen Bischöfe einen EU-Beitritt unterstützen. Dieser biete Chancen, das früher gute Miteinander verschiedener Völker und Religionen in Bosnien-Herzegowina wieder zu verbessern.

Schönborn zu Kopftuch: Freiheit des Einzelnen

Angesprochen auf die vielen hundert Muslime, meist Flüchtlinge, die jedes Jahr zum Christentum konvertieren, bekräftigte Schönborn, dass es sich dabei um seriöse Lebens- und Glaubensentscheidungen handle und die Menschen nicht nur versuchten, Asyl zu bekommen. Die Taufvorbereitung sei sehr intensiv und dauere mindestens ein Jahr. Zum anderen würden sich die Menschen damit auch einem hohen Risiko aussetzen. Es sei innerhalb der islamischen Gemeinschaft - im Westen wie in mehrheitlich muslimischen Ländern - nach wie vor gefährlich, zu einer anderen Religion zu wechseln.

Zum viel diskutierten Kopftuch meinte der Kardinal, entscheidend sei die Wahlfreiheit. Es dürfe kein Zwang ausgeübt werden. Auch wenn es in jeder Religion bestimmte Regeln gebe, sei letztlich der Respekt vor der Freiheit jedes Einzelnen entscheidend. Bereits im vergangenen Jahr betonte Schönborn, dass den Menschen die Freiheit zugestanden werden müsse, ein Kleidungsstück zu wählen - egal, welche Motive dahinter stünden. Er sagte aber auch: "Eine Polizistin mit einem Brustkreuz oder Kopftuch herumlaufen zu lassen", das gehe nicht. (bod/KNA)