Anselm Grün hält Päpstin für möglich
Der Benediktinermönch und christliche Bestseller-Autor Anselm Grün sieht keine theologischen Gründe gegen Priesterinnen, Bischöfinnen oder eine Päpstin. "Nur: Hier geht es um geschichtliche Prozesse. So etwas braucht Zeit", sagte Grün der "Augsburger Allgemeinen" (Samstag). Der erste Schritt müsse nun sein, dass Frauen zu Diakoninnen geweiht würden. "Der Kirche dürfen die Frauen nicht verloren gehen!". Auch gegen die Abschaffung des Zölibats gebe es keine theologischen Gründe, so der Münsterschwarzacher Benediktiner. Deshalb müsse die verpflichtende Ehelosigkeit für Priester jedem freigestellt werden.
Der Diakonat der Frau wird von zahlreichen Theologen in der Kirche gefordert. Papst Franziskus hatte hingegen bereits mehrfach erklärt, dass eine Zulassung von Frauen zum Weiheamt nicht möglich sei. Im Jahr 2016 hatte er eine Kommission einberufen, die sich mit der Rolle historischer Diakoninnen in der Alten Kirche befassen soll. Daneben ist auch die Abschaffung des Pflichtzölibats immer wieder Diskussionsthema im Vatikan. Beobachter erwarten, dass die Weltbischofssynode 2019 zur Situation der Kirche in Amazonien sich ebenfalls mit dem Zölibat und der Weihe verheirateter Männer, sogenannter viri probati, beschäftigen wird.
Grün: In Rom gibt es sehr konservative Kreise
Im Interview äußerte sich Grün auch zu seiner Motivation, die Unterschriftenaktion "Pro Pope Francis" zu unterstützen. In Rom gebe es "sehr konservative Kreise", die Papst Franziskus blockierten. Die im Herbst vergangenen Jahres gestartete Solidaritätsbekundung "Pro Pope Francis" wurde von mehreren zehntausend Katholiken auf der ganzen Welt gezeichnet, darunter zahlreiche prominente Theologen und Kirchenvertreter.
"Er würde mit seinen Reformen bestimmt weitergehen wollen, will aber auch eine Kirchenspaltung nicht provozieren", sagte Grün über den Papst. Allein durch seine Sprache habe er einen neuen Geist in die Kirche gebracht, so der Benediktiner. "Unter seinen Vorgängern Johannes Paul II. und Benedikt XVI. wurden Priester oft anonym angeschwärzt." Dieses Denunziationssystem gebe es nicht mehr. "Innerhalb der Kirche wird gerade ein neues Miteinander im Glauben gelernt."
Linktipp: Warum der Papst jetzt Unterstützung braucht
Paul Zulehner ist Mitinitiator der Initiative "Pro Pope Francis". Katholisch.de hat mit ihm über fehlende Unterstützung aus dem Vatikan und die - bisher - schweigende Mehrheit des Kirchenvolks gesprochen. (Interview von Oktober 2017)Gegenüber der "Augsburger Allgemeinen" beklagte Grün weiter die Brutalität und Kulturlosigkeit vieler Beiträge in Sozialen Netzwerken. "Dort wendet mancher seinen ganzen Hass, seinen ganzen inneren Mist nach außen. Etwa wenn es um das Thema Flüchtlingspolitik geht", so der Mönch. Auch er werde immer wieder im Internet beschimpft. So sähen manche seine Theologie und Spiritualität als häretisch an. "Ich tue es mir nicht an, diese Vorwürfe im Internet zu lesen."
Grün: Gegen Shitstorms kann man nicht anschreiben
Außerdem sei er noch nie so massiv angegangen worden wie etwa der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, der sogar Todesdrohungen erhalten habe, erklärte Grün. "Das hängt wohl damit zusammen, dass ich mich nicht so politisch äußere." Er wolle nicht nach Besserwisser klingen. "Natürlich, man kann gegen rechte Tendenzen anschreiben - aber nicht gegen Shitstorms im Internet." Er versuche mit seinen Büchern, die Weisheit der Menschen und die deren Seele zu bestärken, so dass sie nicht abdrifteten. "Diejenigen, die bereits abgedriftet sind, erreiche ich durch fromme Worte auch nicht mehr", so der Autor. (kim/KNA)