Der Mann, der den Eucharistie-Brief der Bischöfe prüft
Der Papst hat eine Spitzenposition im Vatikan neu besetzt, die für die katholische Kirche in Deutschland derzeit von besonderem Interesse ist. Bereits am Wochenende ernannte Franziskus den italienischen Erzbischof Filippo Iannone zum neuen Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte. Der gebürtige Neapolitaner ist damit Nachfolger von Kardinal Francesco Coccopalmerio, der mit Vollendung seines 80. Lebensjahres vor einigen Wochen in Pension ging.
Als Präsident des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte muss sich Ianonne auch mit dem Brief von sieben deutschen Bischöfen beschäftigen. Unter Federführung des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki hatten sie den Vatikan um eine Klärung gebeten, ob der Mehrheitsbeschluss der Deutschen Bischofskonferenz evangelische Partner unter bestimmten Bedingungen im Einzelfall zur Kommunion zuzulassen, rechtmäßig ist. Hauptadressat des Schreibens ist der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch. Aber auch der Präsident des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte und der Präfekt der Glaubenskongregation, Luis Francisco Ladaria Ferrer, erhielten das Schreiben.
Mit 60 Jahren ist der, trotz grauer Haare immer noch jugendlich wirkende, Iannone der derzeit jüngste Leiter einer zentralen Kurienbehörde. Zum Exoten im Vatikan macht ihn auch, dass er Angehöriger des Karmeliterordens ist. Der italienische Ordensmann war von Franziskus offenbar schon seit einiger Zeit für diese Leitungsaufgabe vorgesehen. Denn im November berief der Papst ihn zum Beigeordneten Sekretär der Behörde, ein Amt also, das eigens für Iannone geschaffen wurde und im regulären Stellenplan nicht vorgesehen war. Damals spekulierten Beobachter, Iannone solle sich in dieser Position schon einmal warmlaufen, um dann regulärer Sekretär der Behörde zu werden. Dem lag die Annahme zugrunde, dass der Inhaber dieser Stelle, Juan Ignacio Arrieta Ochoa de Chinchetru, an die Spitze der Behörde befördert würde. Doch der Papst wollte es offenbar anders: Iannone wurde Präsident, Arrieta blieb Sekretär.
Am Päpstlichen Rat für die Gesetzestexte führt im Vatikan kaum ein Weg vorbei. Die Behörde prüft in der Regel alle wichtigeren Erlasse und Anordnungen darauf, ob sie kirchenrechtlich wasserdicht sind. Ihre Stellungnahme dürfte auch für die vatikanische Antwort auf den Brief der sieben Bischöfe eine nicht unwesentliche Rolle spielen.
Anders als manch andere Behörde im Vatikan wird die Spitze des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte stets mit einem Fachmann besetzt, das heißt einem ausgewiesenen Kirchenrechtler. Auch Iannone promovierte im kanonischen Recht und lehrte dieses Fach an verschiedenen italienischen Hochschulen. Als Ehebandverteidiger am Kirchengericht der Region Kampanien, Kirchenrichter des Erzbistums Neapel in den 1990er Jahren sowie später als Richter am höchsten Gericht der katholischen Kirche, der Apostolischen Signatur, verfügt er zudem über umfassende praktische Erfahrungen in der Rechtsprechung.
Mit Kanon 844 des Kirchenrechts, der den Kommunionempfang von Nichtkatholiken regelt und dessen Auslegung unter den deutschen Bischöfen strittig ist, dürfte sich Iannone bislang allerdings höchstens am Rande beschäftigt haben. Denn in Italien, wo es kaum Eheschließungen zwischen Katholiken und Protestanten gibt, ist das kein großes Thema. Seine Doktorarbeit schrieb er an der Päpstlichen Lateran-Universität in Rom über die kirchenrechtliche Stellung der Generalkapitel von Orden.
Auch schon jüngster Bischof Italiens
Als Kenner der deutschen Verhältnisse steht Iannone jedoch der deutsche Salesianerpater Markus Graulich zur Seite, der Untersekretär des Päpstlichen Rates ist.
Iannone wusste schon vor seiner jetzigen Ernennung, wie es ist, der Jüngste zu sein: Im Jahr 2001 wurde er im Alter von 43 Jahren zum Weihbischof von Neapel berufen und war damit seinerzeit der jüngste Bischof Italiens. 2009 berief in Benedikt XVI. an die Spitze des Provinzbistums Sora-Aquino-Pontecorvo in der Nähe von Rom. Drei Jahre später holte ihn der damalige Kardinalvikar des Bistums Rom, Kardinal Agostino Vallini, als seinen Stellvertreter nach Rom. Beide kannten sich aus Neapel. Dort war Vallini einst als Weihbischof auf den jungen Kirchenrechtler aufmerksam geworden.
Bislang ist Iannone im Vatikan öffentlich noch nicht besonders hervorgetreten. Das dürfte sich nun ändern. Vertraut in deutschen Ohren klingt immerhin schon sein bischöflicher Wahlspruch "Sub tuum praesidium" - "Unter deinem Schutz und Schirm". Er greift den Titel eines der ältesten Mariengebete auf und erinnert an eines der bekanntesten deutschsprachigen Marienlieder "Maria, breit den Mantel aus, mach Schirm und Schild für uns daraus."