Ein Bücherwurm empfängt die Bischofsweihe
Der Anruf des Papstbotschafters kam am Rosenmontag. "Und viel Zeit zum Überlegen hatte ich nicht, denn schon am Tag danach durfte ich in Berlin den päpstlichen Treueeid ablegen." Lächelnd erzählt Peter Birkhofer, wie ihn seine Ernennung zum Freiburger Weihbischof überraschte. Am Sonntag wird es offiziell: Der 53-Jährige wird sich beim Weihegottesdienst im Freiburger Münster vor dem Altar, vor Gott auf den Boden legen. Und von Erzbischof Stephan Burger gesalbt, gesegnet und damit geweiht werden. In der Nachfolge von Bernd Uhl wird Birkhofer dann Freiburgs neuer Weihbischof. Und gemeinsam mit Weihbischof Michael Gerber wichtiger Repräsentant der katholischen Kirche im Südwesten und enger Mitarbeiter Burgers bei der Leitung der drittgrößten deutschen Diözese.
Auf höhere kirchliche Weihen und Ämter habe er nie hingearbeitet, bekennt der schmale, großgewachsene Theologe. Auch wenn schon früh klar wurde, dass der landwirtschaftliche Betrieb der Eltern in Immenstaad am Bodensee mit Peter Birkhofer keinen Nachfolger finden würde. "Lieber als bei der Obsternte zu helfen, habe ich mich hinter Büchern versteckt."
Seit 2003 leitete Birkhofer das Zentrum für Berufungspastoral
Nach dem Abitur in Konstanz studierte er Theologie in Freiburg und Rom. Ein theologisches Vorbild ist ihm Joseph Ratzinger geworden, über den Birkhofer auch seine Studienabschlussarbeit verfasste. Nach mehreren Stationen als Seelsorger in Freiburg promovierte Birkhofer mit einer dogmatischen Arbeit und übernahm im Jahr 2003 die Leitung des in Freiburg ansässigen Zentrums für Berufungspastoral der Deutschen Bischofskonferenz.
Hier musste Birkhofer vor allem beobachten, dass sich immer weniger junge Männer für den Priesterberuf entscheiden. "Aber statt nur darüber zu klagen, halte ich es für wichtig, dass wir uns bewusst machen, dass Kirche mehr ist als nur der Priester. Jeder Christ ist berufen, Kirche zu leben." Wichtig ist Birkhofer dabei, die Kirchen im Dorf, das heißt in der Fläche zu halten. "Wenn wir nur noch Eucharistiefeiern in wenigen, zentralen Kirchengemeinden hätten, ginge zu viel verloren."
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Große Chancen sieht Birkhofer dabei im Miteinander der verschiedenen christlichen Konfessionen. Als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Baden-Württemberg hat er hier in den vergangenen Jahren ein enges, persönliches Netzwerk geknüpft. Mehr als 20 christliche Kirchen und Gruppen sind hier vertreten. Dementsprechend sind viele Vertreter der verschiedenen Kirchen zur Bischofsweihe eingeladen. "Und wir sind nun die bundesweit einzige Diözese, deren Ökumene-Referat von einem Bischof geleitet wird", so Birkhofer.
Zugleich wird er Koordinator für die internationalen Kontakte des Erzbistums bleiben. Sei es mit Peru, sei es mit verschiedenen christlichen Gemeinden in Asien oder Afrika. "Für Christen kann es keinen Fremden geben. Und das habe ich auch vor kurzem einem AfD-Abgeordneten gesagt, der mir vorwarf, im Dialog mit den Muslimen das christliche Abendland zu verraten."
Entschieden gegen Antisemitismus
Sorgen macht Birkhofer der aus seiner Sicht "wachsende, neue Antisemitismus": "Wir dürfen hier nicht wegschauen, auch wenn die Judenfeindlichkeit unterschwellig und leise daher kommen mag", so der neue Weihbischof. Daher begrüßt er die Ernennung des neuen, baden-württembergischen Antisemitismus-Beauftragten Michael Blume. "Er wird gefordert sein, die Gesellschaft neu wachzurütteln."
Auf seine neuen Aufgaben als Weihbischof, etwa die Spendung der Firmung zwischen Bodensee und Odenwald, die stärker repräsentativen Funktionen oder auch auf den Kontakt zur Landespolitik freut sich Birkhofer nach eigenem Bekunden. "Ein wenig kann ich hier auch von meiner Zeit bei der Organisation des Besuchs von Papst Benedikt XVI. in Freiburg profitieren. Da sind einige Kontakte entstanden und geblieben."
Dass sein Terminkalender eher noch voller werden wird, ist Birkhofer bewusst. "Und die Zeit für meine Familie am Bodensee, für Fahrradtouren und für meinen großen Freundeskreis dürfte künftig wohl auch knapper werden." Am Sonntag aber wird nach dem Weihegottesdienst erst einmal kräftig gefeiert: Zum Empfang im Priesterseminar sind alle eingeladen.