50.000 Mainzer verhindern umstrittenen "Bibelturm"
Das Gutenberg-Museum in Mainz wird nicht durch den Bau eines "Bibelturms" erweitert. Das ergab ein Bürgerentscheid am Sonntag in Mainz. Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis stimmten lediglich 14.555 Bürger für den Neubau und 49.663 Mainzer dagegen. Da mehr als 15 Prozent der rund 161.000 stimmberechtigten Mainzer Bürger für "Nein" votierten, ist das vorgeschriebene Quorum erfüllt. In dem 20,5 Meter hohen Erweiterungsbau des Museums hätten insbesondere zwei Gutenberg-Bibeln aus dem 15. Jahrhundert ausgestellt werden sollen.
Aus dem Aus für den Bibelturm dürfe kein Stillstand für die Erneuerung des Hauses als "Weltmuseum der Druckkunst" resultieren, sagte Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD). Er kündigte am Montag im Südwestrundfunk (SWR) ein Konzept für ein umgestaltetes Gutenberg-Museum an, das sich "jetzt auf die Fläche des bestehenden Museums begrenzen" werde. Die Planungen sollten mit den Mainzern so diskutiert werden, dass es nicht erneut zu einer Kontroverse in der Stadt komme. Dieses Vorgehen brauche allerdings Zeit: "Einen Plan B hat niemand in der Schublade liegen", räumte Ebling ein.
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Auch Museumsdirektorin Annette Ludwig betonte, dass es keinen Plan B gebe. Im Werben für den Bibelturm habe sich in den letzten Monaten eine aktive Bürgerschaft zusammengetan, "das hat viel Potenzial und da wird bestimmt weitergearbeitet", sagte sie der "Allgemeinen Zeitung" (Mainz).
Der geplante millionenteure Neubau mit bronzener Metall-Fassade und einer Grundfläche von zwölf mal zwölf Quadratmetern war vom Stadtrat im Februar 2017 beschlossen worden. Aus Sicht der Stadt hätte der Turm zum neuen "Wahrzeichen" werden und die Attraktivität des Gutenberg-Museums erhöhen sollen, das dringend sanierungsbedürftig sei. Für das Projekt waren rund fünf Millionen Euro veranschlagt.
Dann aber hatte eine Bürgerinitiative im vergangenen Jahr mehr als 13.000 Unterschriften gegen den "Bibelturm" vorgelegt - und damit eine Bürgerbeteiligung bei der Entscheidung über das umstrittene Projekt in Gang gebracht. Nino Haase, Gründer der "Bürgerinitiative Gutenberg-Museum", argumentierte, der geplante Turm-Bau auf dem zentralen Liebfrauenplatz nahe dem Dom verschandele das Stadtbild und koste die ohnehin verschuldete Stadt viel Geld. Es war der erste Bürgerentscheid in der Geschichte der Stadt überhaupt. (KNA)