Benediktinerpater über Finanzkrisen und ethisches Investment

Anselm Grün: Habe an Börse 10 Millionen Euro verloren

Veröffentlicht am 04.05.2018 um 11:45 Uhr – Lesedauer: 
Anselm Grün: Habe an Börse 10 Millionen Euro verloren
Bild: © KNA
Orden

München ‐ Mehr als 35 Jahre lang war Pater Anselm Grün für die wirtschaftlichen Belange der Abtei Münsterschwarzach zuständig. Dabei hat er nicht nur gute Entscheidungen getroffen, wie er jetzt verrät.

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Anselm Grün (73), Benediktinerpater aus dem Kloster Münsterschwarzach und Bestsellerautor, hat in seiner Eigenschaft als Finanzchef der Abtei in der Finanzkrise rund zehn Millionen Euro an der Börse verloren. Auf die Frage, ob die Mitbrüder daraufhin ein wenig unentspannt gewesen seien, sagte er der in München erscheinenden Illustrierten "Bunte": "Na ja, ein wenig." Dazu sei gekommen, dass er sich Geld bei der Bank geliehen und dann an der Börse angelegt habe. Grundsätzlich brauche man einen langen Atem bei Aktiengeschäften, ist der Ordensmann überzeugt - "und den habe ich".

Nach den Worten des Benediktiners lief es 2017 mit den Geschäften wieder "ganz gut". Bei dem einen Fonds habe er 16 Prozent Gewinn gemacht, bei dem anderen 9. Allerdings sei er mit dem einen Fonds aktuell mit 1,5 Prozent im Minus. Es laufe eben nicht immer. Er investiere in verschiedene Aktien oder Fonds. Dabei habe er seine ethischen Grundsätze. Aktien von Rüstungsfirmen oder Luxusunternehmen kämen nicht infrage. "Ich lese den Börsenbrief, dann vertraue ich meinem Bauchgefühl." Geld verloren habe er an typischen Ökologie-Unternehmen wie etwa Solarworld.

Erlöse seiner Bücher fließen in das Kloster

Als Bestsellerautor trägt der Mönch aber auch zum Unterhalt des Klosters bei. Die mit seinen Büchern verdienten Millionen fließen seinen Angaben nach "ins Kloster, ins Schulhaus, die Kirche und so weiter". Luxus sei für ihn als Mönch, der sich zur Armut verpflichtet habe, überhaupt keine Versuchung. Manchmal halte er Vorträge für Großkonzerne oder Banken und werde danach zum Essen eingeladen. "Wir besuchen dann meist Restaurants, in die würde ich freiwillig nie reingehen, weil es mir einfach widerstrebt, so viel Geld für Essen auszugeben."

Nach seinem Studium der Philosophie, Theologie und Betriebswirtschaft war Anselm Grün von 1977 bis 2013 Cellerar, also wirtschaftlicher Leiter, der Abtei Münsterschwarzach. Nach mehr als 35 Jahren übergab er die Geschäfte dann an Pater Christoph Gerhard. (bod/KNA)