Debatte mit AfD: Kontrovers aber unspektakulär
Nach anfänglichen Tumulten ist die mit Spannung erwartete und umstrittene Debatte mit einem AfD-Vertreter beim Katholikentag weitgehend ruhig und friedlich verlaufen. Zu Beginn des Podiums stürmten Demonstranten in der mit 800 Menschen voll besetzten Halle nach vorne und riefen "Keine Bühne für die AfD" und "Nazis raus". Einige der rund 1.000 Besucher kritisierten die Störung mit "Haut ab"-Rufen. Unter Applaus wurden die Demonstranten friedlich aus dem Saal geführt.
Die anschließende Debatte mit Vertretern aller Bundestagsfraktionen zum Thema "Wie hältst Du's mit der Religion?" verlief kontrovers, aber unspektakulär, und wurde nur von wenigen Zwischenrufen pro und contra AfD unterbrochen. Vor der Diskussion hatten in der Stadt rund 1.000 Menschen unter dem Motto "Keinen Meter den Nazis" gegen die Teilnahme des religionspolitischen Sprechers der AfD-Bundestagsfraktion, Volker Münz, demonstriert.
Münz: Parteien haben mit Flüchtlingspolitik "Schuld auf sich geladen"
Münz betonte auf dem Podium, seine Partei mache sehr wohl "Politik auf Basis eines christlichen Menschenbildes". Zudem wolle er nicht seinen Kopf hinhalten für problematische Äußerungen anderer AfD-Mitglieder wie etwa Björn Höcke oder Andre Poggenburg. Die AfD insgesamt wolle dafür sorgen, dass "Deutschland christlich geprägt bleibt". Dies drohe aber aufs Spiel gesetzt zu werden, etwa durch eine Flüchtlingspolitik, in der alle anderen Parteien "Schuld auf sich geladen" hätten.
Die Vertreter von CDU, SPD, FDP, Grünen und Linken verwahrten sich gegen diesen Vorwurf. SPD-Religionsexpertin Kerstin Griese betonte: "Für mich sind viele Positionen der AfD nicht mit dem christlichen Menschenbild vereinbar." Bettina Jarasch von den Grünen warf der AfD vor, sie verhalte sich ausgrenzend, etwa gegenüber Muslimen, und das sei alles andere als christlich. Ähnlich bewertete Christine Buchholz von der Linken einen Antrag der AfD im Bundestag zu Inzest, Behinderung und Flüchtlingen.
Münz verteidigte sich gegen die Vorwürfe und kritisierte viele Kirchenvertreter, die sich aus seiner Sicht zu sehr in die Politik einmischten. Weitere Themen wie die Kreuzdebatte und das Staat-Kirche-Verhältnis wurden in der Diskussion nur kurz gestreift. Nach der Veranstaltung verließ Münz mit mehreren Sicherheitskräften den Saal durch einen Seitenausgang.
Aufgerufen zu der Demonstration hatte das Bündnis "Keinen Meter den Nazis". Sprecher Carsten Peters sagte: "Wir wollen klar machen, dass es für die AfD keine Normalisierung geben darf." Die Einladung zum Katholikentag werte die Partei auf und mache sie salonfähig. Die AfD sei die Partei des Rassismus und der Ausgrenzung. Dass sie im Bundestag vertreten sei, ändere daran nichts. (KNA)