Einrchtung weniger als zu 50 Prozent ausgelastet

Jesuiten schließen Internat des Bonner Aloisiuskollegs

Veröffentlicht am 15.05.2018 um 15:28 Uhr – Lesedauer: 4 MINUTEN
Der Eingang des Aloisiuskollegs in Bonn.
Bild: © KNA
Bildung

Bonn ‐ Drei Schulen führen die Jesuiten in Deutschland. Zwei davon hatten bis jetzt ein eigenes Internat. Doch im Bonner Aloisiuskolleg ist damit ab Sommer Schluss. Damit folgen die Jesuiten einem allgemeinen Trend.

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Das Internat am Bonner Aloisiuskolleg wird im Sommer seine Pforten schließen. Der Schritt spiegle einen deutschlandweiten Trend wider, teilte die Jesuitenschule am Dienstag mit. In den vergangenen zehn Jahren habe ein Drittel aller Internate in Deutschland den Betrieb einstellen müssen. Zugleich betonte der Rektor, Pater Martin Löwenstein, im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), eine Schließung der Schule stehe "nicht zur Debatte". Das unterstrich auch der Vorgänger Löwensteins und jetzige Leiter der deutschen Jesuitenprovinz, Pater Johannes Siebner.

Der Entschluss zum Aus für das Internat sei nicht leichtgefallen, sagte Löwenstein. Aber die Entwicklung bei den Schülerzahlen habe zuletzt keine andere Wahl mehr gelassen. Die ursprünglich für 150 Schüler ausgelegte Einrichtung bewohnten zuletzt noch 68 Kinder und Jugendliche. "Nach dem Abitur und unter Berücksichtigung von weiteren Abgängen hätten wir nur noch 38 Schüler gehabt", so Löwenstein. Den Betrieb weiter aufrechtzuerhalten, sei angesichts dieser Umstände weder unter pädagogischen noch unter wirtschaftlichen Aspekten vertretbar gewesen.

Nur noch Sankt Blasien mit Internat

Von den bundesweit drei Jesuitenschulen wird künftig nur noch das Kolleg Sankt Blasien im Schwarzwald ein Internat haben; dort seien die Schülerzahlen stabil, hieß es. Ohne ein solche Einrichtung war schon immer das Canisiuskolleg in Berlin, von wo aus im Jahr 2010 der Missbrauchsskandal in der Kirche bekannt wurde. Auch im Aloisiuskolleg selbst kam es zu Missbrauchsfällen. Mittlerweile hat man den Weg der Aufarbeitung beschritten.

Löwenstein betonte, die anderen Bereiche am Aloisiuskolleg wiesen ein "stabiles Wachstum" auf. So lägen für das kommende Schuljahr die Bewerbungen "wieder um 20 Prozent über den vorhanden Plätzen der Eingangsklassen".

Dom Sankt Blasien
Bild: ©Jürgen Wackenhut/Fotolia.com

Das Kolleg Sankt Blasien im Schwarzwald wird bald die einzige von jesuiten geführte Schule mit Internat sein.

Für die rückläufigen Zahlen beim Internat sei ein Bündel an Motiven verantwortlich, sagte der Rektor. Empirische Daten fehlten allerdings. "Ich persönlich vermute aber, dass nach 2010 speziell für das Aloisiuskolleg die Aufdeckung von Gewalt und Übergriffen eine Rolle gespielt hat, sei es, dass dadurch Vertrauen verloren gegangen ist, sei es, dass die einschneidenden pädagogischen Reformen in den Jahren seitdem von manchen Ehemaligen nicht mitgetragen wurden."

Nutzung der Gebäude noch offen

Welche Auswirkungen die Schließung des Internats für das Personal hat, sei derzeit noch nicht abzusehen, sagte Löwenstein. Man wolle jedoch versuchen, eventuell drohende soziale Härten abzufangen. Für die internen Oberstufenschüler soll ein Konzept für ein Studienhaus erarbeitet werden. Die weitere Nutzung der Gebäude ist noch offen. Löwenstein betonte, dass auch Kooperationen mit anderen Einrichtungen oder Institutionen denkbar seien.

Zu den prominenten Schülern des Aloisiuskollegs gehören Jazzmusiker Till Brönner, Entertainer Stefan Raab, der ehemalige Innenminister Thomas de Maiziere (CDU), der Bundestagsabgeordnete Alexander Graf Lambsdorff sowie der Großkanzler des Malteserordens, Albrecht von Boeselager, und der Theologe Hanspeter Heinz. (KNA)