Orthodoxe übernehmen Heilige aus dem Westen
Drei Heilige der römisch-katholischen Kirche und zwei der georgisch-orthodoxen Kirche werden in den liturgischen Kalender der russisch-orthodoxen Kirche eingefügt. Die "Heilige Synode" der Kirche habe am Montag einem entsprechenden Antrag zugestimmt, heißt es auf der Internetseite der russisch-orthodoxen Kirche. Es handelt sich um die Wandermönche Gallus, Kolumban den Jüngeren und Fridolin von Säckingen sowie um das Königspaar Mirian III. und Nana aus Iberien im heutigen Georgien. Alle fünf Heiligen lebten vor dem Morgenländischen Schisma zwischen den orthodoxen Kirchen und der römisch-katholischen Kirche im Jahr 1054.
Seit 2014 erstellt eine Kommission der russisch-orthodoxen Kirche eine Liste von Heiligen aus Mittel- und Westeuropa, die in die liturgischen Bücher aufgenommen werden sollen. Voraussetzungen seien das "tadellose Bekenntnis des orthodoxen Glaubens", die Verehrung der Heiligen in den Auslandsdiözesen der orthodoxen Kirche und das Fehlen der Heiligen "in polemischen Werken gegen die Ostkirche und den östlichen Ritus". Nach Angaben der Nachrichtenseite "Orthodox Christianity" wurden im März 2017 bereits die Heiligen Patrick, Alban, Genoveva von Paris, Vincent von Lerins und elf weitere westliche Heilige dem Kalender zugefügt.
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Der Mönch Gallus (um 550-640) war ein irischer Missionar, der mit Kolumban von Luxeuil (um 543-615) in das Frankenreich kam und gegen 600 vor allem in den alemannischen Raum zog. Mehrere Jahre lebten und missionierten die beiden am Bodensee. Als Kolumban 612 nach Italien weiterzog musste Gallus aufgrund einer Krankheit zurückbleiben. Er zog sich in eine Einsiedelei am Wasserfall bei der Mühleggschlucht an der Steinach zurück, wo sich ihm bald andere Mönche anschlossen – aus seiner Zelle entwickelte sich im folgenden Jahrhundert die Benediktinerabtei St. Gallen. Kolumban gründete vor seiner Zeit am Bodensee und Italien mehrere Klöster in Gallien.
Fridolin stammte ebenfalls aus Irland und lebte vermutlich im sechsten Jahrhundert. In Poitiers fand er das Grab des von ihm verehrten Bischof Hilarius, baute eine neue Hilariuskirche und ein Kloster, dessen Abt er wurde. Er zog in den alemannischen Raum und gründete auch dort Kirchen und Klöster, die sich dem Gedenken des Heiligen widmeten. Der Legende nach soll ihn ein Traum dazu veranlasst haben, auf der Rheininsel Säckingen ein Damenstift zu Ehren von Hilarius zu bauen, wo er 538 starb und auch bestattet wurde. (luk)