Seewald: Lösung im Kommunion-Streit möglich
Im Ringen der deutschen Bischöfe über einen Kommunionempfang evangelischer Ehepartner in Einzelfällen sieht der Münsteraner Theologe Michael Seewald eine Lösung in Reichweite. Gegner und Befürworter einer geplanten pastoralen Handreichung lägen erstaunlicherweise gar nicht so weit auseinander, sagte Seewald dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Montag). Beide Seiten seien der Ansicht, dass im Einzelfall auch evangelische Christen zur Kommunion gehen können sollten.
Weiter sagte der Dogmatikprofessor, die Mehrheit der deutschen Bischöfe wolle diese Praxis aus dem Graubereich herausholen. Die Minderheit hingegen sei der Meinung, dass eine regulierte Ausnahme keine Ausnahme mehr sei. Dies sei für ihn kaum nachvollziehbar, so Seewald. "Wenn man möglichst genau beschreibt, wann und unter welchen Umständen eine Ausnahmeregelung greift, bleibt die Ausnahme doch immer noch eine Ausnahme, und wird nicht zur Regel."
Seewald hatte bereits Mitte April die Mehrheitsposition der deutschen Bischöfe verteidigt. Die geplante Handreichung, wonach konfessionsverschiedene Ehepartner in Einzelfällen zur Kommunion zugelassen werden könnten, sei kein "theologischer Blindflug, sondern ein wohldurchdachtes Dokument", schieb Seewald in einem Gastbeitrag für die in Freiburg erscheinende Zeitschrift "Christ in der Gegenwart". Entscheidend sei dabei, "dass die Handreichung keine neue Lehre erfindet, sondern dogmatische Spielräume nutzt". Das Papier versuche keineswegs, "der Kirche eine neue Sakramentenlehre oder eine andere Ekklesiologie unterzuschieben".
Woelki will Ausnahmeregelung nicht als Norm festschreiben
Dagegen hatte der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki am Wochenende gesagt: "Pastoral begründete Ausnahmeregelungen dürfen nicht als neue Normen festgeschrieben werden." Auch nach Ansicht Woelkis können aber evangelische Ehepartner von Katholiken in Ausnahmefällen die Kommunion erhalten. Diese Frage gehöre jedoch in den Raum der persönlichen Seelsorge, der geistlichen Begleitung und der individuellen Gewissensentscheidung der Gläubigen, so der Kardinal. Dies sei schon lange pastorale Praxis.
Die deutschen Bischöfe hatten im Februar mit Drei-Viertel-Mehrheit die bisher unveröffentlichte Handreichung beschlossen. Woelki gehört zu den sieben Diözesanbischöfen, die Ende März in einem Brief den Vatikan um eine Klärung baten. Das Kirchenoberhaupt wies unterdessen eine Entscheidung an die deutschen Bischöfe zurück. (bod/KNA)