Hamburger Pfarrei begründet die späte Entscheidung

Kirchengemeinde sagt Ausstellung mit Nacktbildern ab

Veröffentlicht am 07.06.2018 um 13:30 Uhr – Lesedauer: 
Kultur

Hamburg ‐ Wie viel nackte Haut ist in der Kirche erlaubt? In Zeiten von #Metoo und Missbrauchsskandalen war sich die Hamburger Gemeinde Sankt Ansgar nicht sicher. Das sorgt für Unverständnis bei der Künstlerin.

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Die katholische Kirchengemeinde Sankt Ansgar in Hamburg hat eine Ausstellung mit Bildern teilweise unbekleideter Frauen kurz vor der Eröffnung abgesagt. "In dieser Plakativität kann ich das nicht zeigen", begründete Pater Philipp Görtz, der Pfarrer von Sankt Ansgar, gegenüber der "Zeit" (Donnerstag). Die in Mailand lebende Fotografin Julia Krahn war eingeladen worden, im Altarraum der Sankt-Ansgar-Kirche sieben großformatige Bilder ihrer Arbeit "MM33 (Maria Magdalena)" auszustellen: Frauen, inszeniert in Posen der christlichen Bilderwelt. Viele der Frauen sind halbnackt, einige haben ein unbekleidetes Kleinkind an ihrer Seite, eine Frau stillt ihr Kind.

Eine Ausstellung in einer Kirche müsse doch auch funktionieren, wenn etwa eine Erstkommunion oder ein Requiem dort stattfinde, sagte Görtz weiter. In seiner Gemeinde habe es zudem wegen der "MeToo"-Debatte und der Diskussion um Kindesmissbrauch Bedenken gegen die Schau gegeben. "Uns war nicht klar, dass Nacktheit eine solche Bedeutung für die Künstlerin hat", sagte auch Stephan Loos, Direktor der Katholischen Akademie Hamburg, die bei der Konzeption der Ausstellung beteiligt war.

Die Schau in der auch "Kleiner Michel" genannten St. Ansgar-Kirche sollte Teil einer seit Ende Mai laufenden ökumenischen Kunstreihe unter dem Motto "Hinsehen.Reinhören." in nunmehr fünf Hamburger Gotteshäusern sein, etwa auch im Sankt-Marien-Dom. Die Katholische Akademie ist Mitveranstalter, Kurator ist der Berliner Galerist Alexander Ochs.

Die Künstlerin reagiert mit Unverständnis auf die Absage. Sie könne die Entscheidung nicht nachvollziehen, sagt Julia Krahn der "Zeit". "Wir werden geflutet von Gewaltdarstellungen. Zugleich sollen wir unsere Kinder oder eine stillende Mutter verdecken. Diese Schönheit, nach der unsere Gesellschaft hungert!" Insbesondere verstehe sie auch nicht, wie man ihre Bilder mit den Themen "MeToo" oder Kindesmissbrauch in Verbindung bringen könne, sagte sie. (KNA)

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