Augoustinos warnt davor, Ausnahme zur Regel zu machen

Metropolit: Verstehe Woelki bei Eucharistie-Streit

Veröffentlicht am 12.06.2018 um 09:40 Uhr – Lesedauer: 
Augoustinos Labardakis ist Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland.
Bild: © KNA
Kommunionstreit

Bonn ‐ Auch für die griechisch-orthodoxe Kirche ist der Kommunionstreit ein Thema. Metropolit Augoustinos sprach sich im Beisein Kardinal Rainer Maria Woelkis dagegen aus, eine Ausnahme zur Regel zu machen.

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Der griechisch-orthodoxe Metropolit Augoustinos hat im katholischen Kommunionstreit Verständnis für die Position des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki bekundet. "Selbstverständlich sind uns die Herausforderungen der konfessionsverschiedenen Ehen genau so bekannt wie Ihnen", sagte Augoustinos am Montagabend in Bonn. Er wandte sich aber dagegen, aus einer Ausnahme eine Regel zu machen.

Die Deutsche Bischofskonferenz hatte sich im Februar mit Dreiviertel-Mehrheit auf eine bisher unveröffentlichte Handreichung geeinigt, wonach evangelische Ehepartner im Einzelfall die Kommunion empfangen können sollen. Sieben Bischöfe um Woelki baten daraufhin den Vatikan um Klarstellung, ob eine solche Regelung von einer Bischofskonferenz beschlossen werden kann. Zunächst verwies Rom den Konflikt an die deutschen Bischöfe zurück. Inzwischen wurde ein Brief der Glaubenskongregation bekannt, wonach Papst Franziskus zum Schluss gekommen sei, "dass das Dokument nicht zur Veröffentlichung reif ist".

Orthodoxe Kirche verfolgt die aktuelle Debatte

"In brüderlicher Hilflosigkeit verfolgen wir die Diskussionen, die zur Zeit in Ihrer Kirche stattfinden", sagte Augoustinos im Beisein von Woelki beim Jahresempfang der Griechisch-Orthodoxen Metropolie. Der Metropolit erinnerte an das orthodoxe Prinzip der "Oikonomia". Damit gemeint sei die Möglichkeit, eine kirchliche Vorschrift oder Regel zu übergehen, "wenn es dem Heil der betreffenden Person, eben ihrer Oikonomia, dienlich ist". Aber kein geringerer als der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. habe einmal gesagt: "In dem Augenblick, in dem man die Möglichkeiten der Anwendung von Oikonomia definiert, wird die Oikonomia selbst zur Regel oder zur Vorschrift."

Kardinal Rainer Maria Woelki bei einer Podiumsdiskussion des 101. Deutschen Katholikentags in Münster.
Bild: ©katholikentag.de/Benedikt Plesker

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki bedankte sich bei Metropolit Augoustinos für die Wegweisung. Woelki hatte sich zuvor zum Kommunionempfang bei evangelisch-katholischen Ehepaaren ähnlich geäußert.

Woelki bedankte sich für die Wegweisung. Der Kölner Erzbischof hatte sich zuvor ähnlich geäußert: Evangelische Ehepartner von Katholiken könnten in Ausnahmefällen die Kommunion erhalten, wenn dies im Raum der persönlichen Seelsorge, der geistlichen Begleitung und der individuellen Gewissensentscheidung geschehe. Zugleich wandte sich der Erzbischof dagegen, pastoral begründete Ausnahmen als neue Normen festzuschreiben. Denn das würde "die Werte, die mit besonderer Sorgfalt bewahrt werden müssen, in Gefahr bringen".

In seiner Ansprache verwies der Kardinal auf eine neue Studie, wonach viele Menschen an eine höhere Macht glauben. Ein personaler Gott, der Liebe schenke und fordere, löse aber weitgehend Kopfschütteln aus, kritisierte Woelki. Er erinnerte an das im März veröffentlichte Schreiben "Placuit deo" der vatikanischen Glaubenskongregation, das unter anderem die Vorstellung postmoderner Menschen kritisiert, wonach ihre Lebensverwirklichung allein von den eigenen Kräften abhänge. Ihnen gelte Jesus allenfalls als moralisches Vorbild und nicht mehr als heilbringender Erlöser, bedauerte Woelki. (KNA)