Erzbistum distanziert sich von Anti-Abtreibungsaktion
Eine Einladung der Deutschen Zentrumspartei zu einer "interreligiösen Trauerfeier" für abgetriebene Kinder stößt auf Kritik des Erzbistums Köln. "Mit Nachdruck" distanziere sich die Erzdiözese von der "falschen Behauptung" auf dem Einladungsschreiben, der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki nehme an der Veranstaltung im Juli in Wiesbaden teil, sagte Bistumssprecher Christoph Heckeley am Donnerstag auf Anfrage in Köln. Das Erzbistum prüfe derzeit juristische Schritte.
Die Einladung war an Bundestagsabgeordnete versandt worden. Beigefügt ist ein Flyer, der unter anderem von "Kinderschlachtung im Akkord", "Kindermordindustrie"und "Babyzid" spricht. Über einem Foto einer Abtreibungsklinik ist der Schriftzug "Abtreiben macht frei" zu lesen - in Anlehnung an die Aufschrift "Arbeit macht frei" über dem Tor des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau.
Debatten in Politik und Kirche über Abtreibungen
Das Thema Abtreibung wird in Kirche, Politik und Gesellschaft aktuell wieder stärker diskutiert. So streitet der Bundestag seit Monaten über eine Abschaffung des Werbeverbots für Abtreibungen. Die katholische Kirche sieht darin den Lebensschutz bedroht. Demnach stelle eine mögliche Streichung des Verbots das Gesamtkonzept des Abtreibungsrechts infrage. "Der Paragraf 219a im Strafgesetzbuch ist nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts integraler Teil des Schutzkonzepts", sagte etwa der Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Prälat Karl Jüsten.
Auch innerhalb der Kirche sorgte das Thema Abtreibung zuletzt für Gesprächsstoff. Im Januar hatten sich die deutschen Bischöfe ersmals nach Jahrzehnten der Schwangerenkonflikberatung "Donum vitae" angenähert und deren Einsatz für den Schutz des Lebens gelobt. Das Erzbistum Köln betonte wenige Tage nach Veröffentlichung eines Briefes an das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) allerdings, dass sich ehemalige Donum-Vitae-Mitarbeiter vom Ausstellen eines Beratungsscheins distanzieren müssten, wenn sie künftig für die Kirche arbeiten wollten. (bod/KNA)