Auszeit und Einkehr
Frage: Schwester Beatrix, Herr Grunau, wonach suchen die Gäste, die nach Arenberg kommen?
Bernhard Grunau: Das Spektrum unserer Gäste ist so umfassend, wie es auch draußen ist. Es gibt Gäste, denen geht es gut an Leib und Seele, die suchen nach einem Erholungs- und Ferienraum. Andere kommen mit bestimmten Fragen, die sie im Alltag bewegen. Und wir haben Gäste, die sich nach einem schweren Ereignis erholen möchten, zum Beispiel von Trauer, Krankheit oder Problemen in einer Beziehung. Das reicht bis dahin, dass Menschen hierherkommen, für die es wahrscheinlich der letzte Urlaub sein wird.
Frage: Warum gehen so viele Menschen zur Erholung ausgerechnet ins Kloster?
Grunau: Es drängt uns Menschen nach etwas anderem als der Beschleunigung, die uns ständig umgibt. Viele treibt die Sehnsucht, einmal unverzweckt zu verweilen. Gerade im Urlaub nehmen sich die Menschen viel vor, manche machen sich zum Beispiel neuen Druck daraus, endlich mal ein Buch zu lesen, wozu sie sonst nicht kommen. Im Kloster können sie einfach nur mal da sein und werden so angenommen, wie sie sind.
Frage: Was ist das Besondere an Arenberg?
Schwester Beatrix: Wir sind immer im Wachsen begriffen. Wir entwickeln uns mit unseren Gästen jeden Tag neu.
Grunau: Die herzliche Gemeinschaft zwischen Schwestern, Mitarbeitern und Gästen ist die Grundvoraussetzung für ein gelingendes Miteinander. Auch die Offenheit unseres Konzeptes ist wichtig: Wir heißen jeden willkommen, egal, woher er kommt und wohin er geht. Zudem versuchen wir, verschiedene Anknüpfungspunkte für die jeweilige Lebenssituation unserer Gäste zu bieten.
Frage: In Arenberg gibt es ein Schwimmbad, ein Vitalzentrum und viele Freizeitangebote. Passen Kloster und Wellness überhaupt zusammen?
Schwester Beatrix: Das ergänzt sich wunderbar. Wir sehen den ganzen Menschen; Leib und Seele gehören zusammen. Unsere Gäste sollen sich etwas Gutes tun, denn nur im gesunden Körper kann eine gesunde Seele sein. Hier geht es allerdings nicht um äußere Gesundheit, sondern eine Gesundheit im Kern des Menschen. Auch im kranken Leib kann der Mensch im Kern gesund sein. Was der Einzelne braucht, muss jeder für sich entscheiden: Bleibe ich heute einfach im Bett liegen? Gönne ich mir eine Anwendung? Oder beginne ich den Tag in der Natur mit Tautreten?
Frage: Wie wichtig sind in diesem Zusammenhang die spirituellen Angebote?
Schwester Beatrix: Das ist die Hauptsache. Viele Menschen sind heute auf der Suche nach Orientierung, und hier darf der Suchende sein, wie er ist. Jeder kann für sich sein, aber auch das Gespräch mit einem Seelsorger suchen und sein Herz ausschütten - das kann für Menschen sehr wichtig sein.
Frage: Wie lange sollte sich ein Gast Zeit nehmen, um zur Ruhe zu kommen?
Grunau: Mindestens zwei Übernachtungen braucht man, um richtig anzukommen. Günstiger sind sicherlich drei bis vier Übernachtungen; in dieser Zeit kann auch etwas aufbrechen, kann man sich mit Fragen beschäftigen, die einen umtreiben.
Von Paula Konersmann (KNA)