Papst reagiert auf kontroverses Kardinalsschreiben
Papst Franziskus hat mit einem Brief auf ein kontroverses Schreiben des Lissabonner Patriarchen Manuel Clemente zum Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen reagiert. Die "tiefgründigen Überlegungen" Clementes hätten ihn "mit Freude erfüllt", heißt es in dem am Freitag veröffentlichten Brief des Papstes an den portugiesischen Kardinal. Dessen Worte zeugten vom "Bemühen des Hirten" bei der Begleitung der Gläubigen. Franziskus ermutigte Clemente, betroffenen Eheleuten weiter mit "Weisheit und Geduld" beizustehen.
Der Patriarch von Lissabon hatte im Februar mit einer Betrachtung zum päpstlichen Schreiben "Amoris laetitia" zu Ehe und Familie landesweit für Aufsehen gesorgt. Darin kam er zu dem Schluss, dass zivilrechtlich wiederverheiratete Geschiedene, deren vorige Ehe nicht kirchlich annulliert sei, "in Ausnahmefällen" zur Kommunion zugelassen werden könnten. Allerdings solle einem Paar in einer "irregulären" Situation auch die Möglichkeit nahegelegt werden, "in Enthaltsamkeit zu leben".
Heftige Empörung
Clementes Schreiben löste in Portugal teils heftige Empörung aus. Die Scheidungsrate von statistisch rund 70 Prozent der Ehen gilt als die höchste in Europa.
Am Montag feiert Clemente seinen 70. Geburtstag. Sein Bischofssitz ist neben Venedig der einzige in der Kirche des Westens, der mit dem Ehrentitel "Patriarch" verbunden ist. Clemente, der im Mai 2013 zum Patriarchen von Lissabon ernannt wurde, ist auch Vorsitzender der Portugiesischen Bischofskonferenz. 2015 erhob ihn Papst Franziskus in den Kardinalsstand.
Der am 16. Juli 1948 in Torres Vedras geborene Clemente war seit 2007 Bischof von Porto, zuvor seit 1999 Weihbischof in Lissabon. Frühere Stationen waren die katholische Universität von Portugal, wo er Kirchengeschichte lehrte, und das Priesterseminar von Olivais, in dessen Leitung er von 1980 bis 1999 arbeitete. (tmg/KNA)