Thailändische Fußballspieler wollen gestorbenen Retter ehren

Aus Höhle gerettete Kinder wollen Mönche werden

Veröffentlicht am 18.07.2018 um 14:51 Uhr – Lesedauer: 
Thailand

Bonn ‐ Das Höhlendrama von Thailand endete glücklich – und bald dürfen die Fußballer und ihr Trainer das Krankenhaus verlassen. Aber die Trauer um einen Toten veranlasst die Jungen zu Mönchs-Gelübden auf Zeit.

  • Teilen:

Die aus einer Höhle geretteten thailändischen Jugendfußballer und ihr Trainer werden möglicherweise Mönche auf Zeit. Verschiedenen Medienberichten zufolge sagte der Vater eines der zwölf Jungen, dass die Jugendlichen es in Betracht ziehen, für eine bestimmte Zeit buddhistische Mönche zu werden. Das Team trauert um einen bei der Rettungsaktion gestorbenen Taucher. Sie erfuhren erst am Wochenende im Krankenhaus vom Tod des ehemaligen Soldaten der Spezialeinheit Thai Navy Seals Saman Kunan, dem bei einem Tauchgang am 6. Juli die Luft ausging. Das Fußballteam wurde vier Tage später aus der weitgehend überfluteten Tham-Luang-Höhle befreit.

"Die Praxis des Theravada-Buddhismus, sich zum Mönch weihen zu lassen und den erworbenen Verdienst zu spenden gehört zu den größten Ehren, die ein Mensch einem anderen erweisen kann", erklärte der Anthropologe Andrew Alan Johnson am Dienstag auf der wissenschaftlichen Nachrichtenseite "The Conversation". Demnach würden die Jungen im Alter zwischen 11 und 16 Jahren zu buddhistischen Novizen ("Nen") ordiniert werden. Zum vollen Mönch "Bhikkhu" könne man erst ab dem Alter von 20 Jahren werden und müsse strengere Regeln befolgen.

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Johnson verweist darauf, dass mindestens einer der Jungen ein Christ sei und wohl nicht zum Mönch ordiniert würde. Laut dem Anthropologen der Princeton University dauere die übliche Zeitspanne bei Kindern, die zweitweise buddhistischer Mönch werden, einen Tag bis hin zur Dauer einer Regenzeit. Die geretteten Höhlenjungen würden dabei ihren religiösen Verdienst, "Tham bun" genannt, dem verstorbenen Offizier spenden, um ihm eine bessere Wiedergeburt zu ermöglichen.

"Tham bun" bedeutet, religiöse Verdienste zu erwerben, etwa aus Ehrerbietung, um sie anderen zu widmen oder indem man meditiert oder großzügig handelt. Für Buddhisten ist ihr menschliches Leben nur eines in einem Kreislauf an Toden und Wiedergeburten. Die guten Taten bestimmen, wo und in welcher Lebensform man wiedergeboren wird. Nach vielen Leben kann man durch das erworbene Wissen und die Verdienste diesem Kreislauf entrinnen und in die Transzendenz eingehen. Im thailändischen Theravada-Buddhismus können Gläubige den "Tham bun" für andere spenden und von anderen empfangen. (luk)