Katholische Religionslehrer in Hamburg bangen um Job
Mindestens 70 katholische Religionslehrer in Hamburg haben Angst, ihre Stellen zu verlieren, weil sie ab dem 1. August eigentlich nicht mehr im "Religionsunterricht für alle" eingesetzt werden dürfen. Das Erzbistum Hamburg bestätigte am Mittwoch einen entsprechenden Bericht der "Welt", bekräftigte aber auch, nach Lösungen zu suchen. "Wir sind dazu in guten Gesprächen mit der Nordkirche", sagte Friederike Mizdalski aus der Schulabteilung des Erzbistums der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Die Nordkirche hatte beschlossen, künftig nur noch von ihr beauftragte Lehrer evangelischen Glaubens einzusetzen. Sie verantwortet den Religionsunterricht in Hamburg, der seit Jahrzehnten nach einem bundesweit einzigartigen Modell erteilt wird. Der sogenannte "Religionsunterricht für alle in evangelischer Verantwortung" ist nicht konfessionsgebunden. Er wird durch Buddhisten, Juden, Muslime und Aleviten mitbestimmt, die demnächst auch eigene Lehrer beauftragen sollen.
Katholische Kirche beteiligt sich nicht am Modell
Die katholische Kirche beteiligt sich nicht an dem Modell. Sie bevorzugt konfessionsgebundenen Religionsunterricht, den sie an ihren 21 katholischen Schulen sowie zusätzlich an drei staatlichen Schulen erteilt. Da für den "Religionsunterricht für alle" aber bisher keine eigene Beauftragung notwendig war, erteilten ihn auch mindestens 70 Lehrer katholischen Glaubens.
Dossier: Katholische Schulen - Für das Leben lernen
Unter den Schulen in freier Trägerschaft sind katholische Schule besonders beliebt. Doch warum ist das so? Und wie sieht überhaupt der Alltag an einer katholischen Schule aus? Katholisch.de hat in einem Dossier alles Wichtige rund um katholische Schulen zusammengestellt.Das wird zukünftig nicht mehr möglich sein, da die Nordkirche nur noch Lehrer einsetzt, denen sie die sogenannte Vokation erteilt hat. Voraussetzung dafür ist eine Kirchenmitgliedschaft. Mit der neuen Regelung werde ein einheitlicher Rahmen für die Bevollmächtigung von Religionslehrern auf dem gesamten Gebiet der Nordkirche geschaffen, das auch Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein umfasst, so Nordkirchen-Sprecher Stefan Döbler.
Im Blick auf das besondere Modell des "Religionsunterrichts für alle" in Hamburg werde zudem die notwendige Transparenz für alle Beteiligten hergestellt. Das bedeutet: Die Beauftragungsregelung macht deutlich, welche Religionsgemeinschaft den jeweiligen Lehrer entsendet.
"Religionsunterrichts für alle" noch nicht ausgereift
Das Erzbistum Hamburg begrüßte grundsätzlich den Schritt: "Wir sind froh, dass die Nordkirche mit der Einführung der Vokation mehr Klarheit schafft", sagte Mizdalski. Allerdings ist das Modell des "Religionsunterrichts für alle" aus ihrer Sicht noch nicht ausgereift: "Wir sind der Ansicht, dass nur ein Lehrer, der der jeweiligen Konfession angehört, diese auch fachgerecht vermitteln kann." Die Einbeziehung anderer Religionen sei daher ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Konkrete Lösungsvorschläge für die aktuelle Situation der betroffenen Lehrer hat Mizdalski noch nicht. Allerdings dürften sie auf Grund einer Übergangsregelung auf jeden Fall noch bis zum Jahr 2022 unterrichten. (KNA)