Gemeinsames Zeugnis ablegen
Es waren nicht nur die "üblichen Verdächtigen" aus den Reihen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), also Katholiken, landeskirchliche und freikirchliche Protestanten sowie Orthodoxe, sondern auch zahlreiche Vertreter des evangelikalen Spektrums und von Freikirchen, die nicht oder nur als Gast ACK-Mitglied sind. Ein ökumenisches Spektrum in dieser Breite und Vielfalt sei bisher noch nicht in Deutschland zusammengekommen, sagte Prälat Klaus Krämer vom Internationalen Katholischen Missionswerk missio in Aachen, das zu den federführenden Veranstaltern gehörte.
Anlass für den Kongress war eine 2011 vom Ökumenischen Rat der Kirchen, dem Päpstlichen Rat für interreligiöse Angelegenheiten und der Weltweiten Evangelischen Allianz verabschiedete Erklärung mit gemeinsamen Prinzipien. Das Dokument mit Empfehlungen für einen Verhaltenskodex gegenüber Nichtchristen war das Ergebnis einer in dieser Form erstmaligen Zusammenarbeit der drei Institutionen, die die große Mehrheit der mehr als zwei Milliarden Christen weltweit repräsentieren.
Christliche Gemeinschaften zusammenbringen und gemeinsam Zeugnis ablegen
Ausgangspunkt für den in einem fünfjährigen Arbeitsprozess entstandenen Text war die Erfahrung, dass in manchen Teilen der Welt Christen verschiedener Denominationen versuchen, andere Christen abzuwerben und für sich zu gewinnen, wie der Sekretär des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, Miguel Angel Ayuso Guixot, in Berlin berichtete. Ziel sei es nun gewesen, die verschiedenen Gemeinschaften zusammenzubringen und zu einem gemeinsamen christlichen Zeugnis zu bewegen. Da die beteiligten Institutionen wissen, dass Papier als solches geduldig ist, legten sie Wert darauf, eine weltweite Auseinandersetzung in Gang zu setzen.
Dabei ist die Lage in den einzelnen Regionen sehr unterschiedlich. In Indien etwa, so berichtete der katholische Erzbischof von Vasai, Felix Machado, sieht sich die kleine christliche Minderheit zahlreichen Repressionen ausgesetzt. Obwohl die Verfassung Religionsfreiheit garantiert, gibt es in sieben von 29 Bundesstaaten Gesetze gegen Konversion, in den übrigen 22 praktische Behinderungen, wenn Hindus den Glauben wechseln wollen. Zugleich, ergänzte der Generalsekretär der Asiatischen Evangelischen Allianz, Richard Howell, sei die Konversion für die vom hinduistischen Kastensystem ausgeschlossenen Dalits die einzige Möglichkeit, sich aus diesem System der Ungleichheit und Diskriminierung zu befreien.
Keine Alternative zum friedlichen Miteinander der Religionen
In Deutschland sind nicht Gesetze, die die Religionsfreiheit beschneiden, das Problem, sondern eher eine große Verunsicherung in den Kirchen, ob, wie und wem gegenüber sie missionarisch auftreten sollen. Dies liegt nicht zuletzt an eigenem Fehlverhalten in der Vergangenheit. Folgerichtig stand bei einem ökumenischen Gottesdienst am Rande des Kongresses ein ausführliches Schuldbekenntnis am Beginn: "Missbrauch und Unheil" seien im Namen der Mission geschehen, die "eigenen Interessen und Machtansprüche verfolgt" und das Wort Gottes "mit Gewalt und Zwang" verbreitet worden.
In seiner Abschlusserklärung grenzte sich der Kongress davon ab und bekundete seine "Überzeugung, dass es keine Alternative zum friedlichen Miteinander der Religionen geben kann. Dies verlangt von uns als Christen ein einladendes Bekenntnis unseres Glaubens, die respektvolle Zuwendung zu Menschen anderer religiöser Überzeugungen und Solidarität mit denen, denen das Ausdrücken ihrer religiösen Überzeugungen verwehrt wird."
Was aber folgt konkret daraus? Die Teilnehmer sammelten zahlreiche Anregungen und Arbeitsaufträge, die sie in ihren Kirchen und Gemeinschaften umsetzen können. Der Direktor der Weltweiten Evangelischen Allianz, Geoff Tunnicliffe, gab einen pragmatischen Rat: "Findet etwas, das Ihr zusammen tun könnt, etwas, das praktikabel ist." Es sei erstaunlich, was dann alles möglich sei.
Von Norbert Zonker (KNA)