Türkei: US-Pastor in Hausarrest statt Haft
Ein türkisches Gericht hat die Untersuchungshaft des US-Pastors Andrew Brunson in Hausarrest umgewandelt. Brunson werde aus dem Gefängnis entlassen, dürfe aber sein Haus im westtürkischen Izmir nicht verlassen, berichtete der Sender CNN Türk am Mittwoch unter Berufung auf die Gerichtsentscheidung. Brunson sollen demnach elektronische Fußfesseln angelegt werden oder er soll durch eine ähnliche technische Vorrichtung kontrolliert werden.
Brunson sitzt seit mehr als anderthalb Jahren in Untersuchungshaft. Ihm werden Verbindungen zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und zur Bewegung um den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft fordert dafür bis zu 35 Jahre Haft. Die nächste Gerichtsverhandlung ist am 12. Oktober.
Präsident Trump persönlich schaltet sich ein
Die türkische Führung macht Gülen für den Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte in der Vergangenheit einen Austausch von Gülen gegen Brunson vorgeschlagen.
Der Fall belastet die Beziehungen zwischen Ankara und Washington schwer. Auch US-Präsident Donald Trump hatte sich in den Fall persönlich eingeschaltet und erst vergangene Woche Brunsons Freilassung gefordert. "Es ist eine totale Schande, dass die Türkei den angesehenen US-Pastor (...) nicht aus dem Gefängnis entlässt", twitterte der US-Präsident. "Er wurde viel zu lange als Geisel gehalten. Erdogan sollte etwas tun, um diesen wunderbaren christlichen Ehemann und Vater zu befreien. Er hat nichts Falsches getan, und seine Familie braucht ihn!"
Brunson lebt seit über 20 Jahren in der Türkei und stand bis zu seiner Inhaftierung der evangelischen "Auferstehungskirche" in Izmir vor. Im Oktober 2016 nahm man ihn zunächst in Abschiebehaft, da er mit finanziellen Mitteln aus dem Ausland missionarische Initiativen ins Leben gerufen und damit die Staatsicherheit gefährdet haben solle. Erst kurz danach wurde die geplante Ausweisung in einen Haftbefehl umgewandelt da ihn ein anonymer Zeuge der Zugehörigkeit zur Gülen-Bewegung beschuldigt hatte. (bod/gho/dpa)