Missbrauch: US-Ordensfrauen fordern Mut zur Anzeige
Aus Anlass der Causa Kardinal McCarrick melden sich nun Ordensschwestern aus den USA zu Wort: Die Vereinigung "Leadership Conference of Women Religious" (LCWR) hat ihre Mitglieder aufgefordert, jeden sexuellen Missbrauch durch Geistliche zu melden. Darüber hinaus forderten die Schwestern die kirchlichen Behörden auf, "Maßnahmen zu ergreifen, um eine Kultur des Schweigens zu beenden, Täter zur Rechenschaft zu ziehen und den Missbrauchten Unterstützung zu gewähren".
Die Vereinigung, die etwa 80 Prozent der römisch-katholischen Schwestern in den USA vertritt, veröffentlichte zu Wochenbeginn eine Erklärung im Zusammenhang von Beschwerden mehrerer Ordensfrauen, die Angriffe von Priestern und Bischöfen angeprangert hatten. Das Anzeigen von Missbrauch erfordere viel Mut und Stärke, erklärte die LCWR, "aber diese schreckliche Praxis ans Licht zu bringen, könnte der einzige Weg sein, dass der sexuelle Missbrauch durch diejenigen, die Vertrauen in die kirchliche Gemeinschaft haben, beendet wird".
Kardinal O'Malley will schnell handeln
Zuvor hatte der Bostoner Kardinal und Vorsitzende der päpstlichen Kinderschutzkommission, Sean O'Malley, Nachbesserungsbedarf bei der kirchlichen Verfolgung von Missbrauchsvorwürfen gegen Bischöfe und Kardinäle angemeldet. Hier klaffe eine "große Lücke", so O'Malley. Es seien "klarere Verfahren" erforderlich. Dabei gehe es ihm nicht nur um den Missbrauch von Minderjährigen, sondern auch den sexuellen Umgang von Bischöfen und Kardinälen mit Erwachsenen. Der Kardinal kündigte an, er werde das Thema im Vatikan mit "großer Dringlichkeit" zur Sprache bringen.
Der ehemalige Erzbischof von Washington, Theodore McCarrick, ist der ranghöchste Vertreter der katholischen US-Kirche, dem sexueller Missbrauch zur Last gelegt wird, darunter Übergriffe auf Priesteramtskandidaten und mindestens zwei damals Minderjährige. Am Wochenende trat McCarrick aus dem Kardinalskollegium zurück; ein seit mehr als 90 Jahren nicht mehr dagewesener Vorgang. Papst Franziskus befahl ihm zugleich, sich bis zu einem kirchlichen Prozess aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen und sein Priesteramt nicht mehr öffentlich auszuüben. (bod/KNA)