Katholische Verbände uneins zu Wehr- und Dienstpflicht

Wehrpflicht: BDKJ dagegen, katholische Soldaten dafür

Veröffentlicht am 06.08.2018 um 13:26 Uhr – Lesedauer: 
Verbände

Düsseldorf/Berlin ‐ Ein verpflichtendes Jahr für die Gemeinschaft – ob in der Bundeswehr oder im sozialen Bereich: Das will die CDU-Generalsekretärin ins Parteiprogramm schreiben. Die katholischen Verbände haben unterschiedliche Meinungen dazu.

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Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) lehnt die Wiedereinführung der Wehrpflicht und die Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht ab. Gegenüber katholisch.de bezeichnete der BDKJ-Bundesvorsitzende Thomas Andonie die Wehrpflicht als "sicherheitspolitisch nicht gerechtfertigte Einschränkung der verfassungsmäßig garantierten Freiheitsrechte". Für die zivilen Dienste könne ein solcher Dienst aus Sicht der katholischen Jugendverbände nur in einem freiwilligen Dienst liegen, wie ihn unter anderem katholische Träger anbieten. Diese Angebote gelte es zu stärken.

Eine Dienstpflicht könne den Pflegenotstand nicht lindern. Stattdessen müsse der Beruf des Pflegers attraktiver gestaltet werden. Andonie betont außerdem, dass auch die Nachwuchsprobleme der Bundeswehr nicht durch eine Wiedereinführung der Wehrpflicht gelöst werden könnten: Die Erfahrungen aus der Zeit vor Abschaffung der Wehrpflicht 2011 würden zeigen, "dass sich viele junge Männer aus Gewissensgründen gegen den Dienst an der Waffe für den Zivildienst entschieden haben. Das würde dem - sicherheitspolitisch nicht begründeten - Zweck zusätzlich zuwider laufen."

Katholische Soldaten befürchten Entfremdung von der Bundeswehr

Anders sieht das die Gemeinschaft Katholischer Soldaten (GKS). Bereits seit 2015 fordert der Verband eine "Allgemeine Dienstpflicht für Männer und Frauen im caritativen und sozialen Bereich, im Zivil- und Katastrophenschutz sowie in der Bundeswehr". Die katholischen Soldaten beobachten eine "zunehmende Entfremdung" von der Bundeswehr und betonen, dass es eine Bundeswehr "ohne tiefe Verwurzelung in der Gesellschaft" nicht geben dürfe. Eine Sprecherin des Verbandes betonte gegenüber katholisch.de, dass der Verband daher den Vorstoß begrüße, ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr einzuführen.

CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer hatte gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" angekündigt, bei der Ausarbeitung eines neuen Grundsatzprogramms ihrer Partei den Vorschlag einer allgemeinen Dienstpflicht einzubringen. Gegenüber der dpa zeigte sich der Wehrbeauftragte des Bundestags, Hans-Peter Bartels, skeptisch: "Eine allgemeine Dienstpflicht ist zwar eine sympathische Idee, stößt aber verfassungsrechtlich an eine Grenze. Es gilt das Verbot der Zwangsarbeit." Die Bundeswehr sei heute eine Berufsarmee, sei deutlich kleiner als zu Zeiten der Wehrpflicht und habe zum Teil ganz andere Aufgaben.

Im BDKJ haben sich 17 katholische Jugendverbände und -organisationen zusammengeschlossen. Der Dachverband vertritt damit nach eigenen Angaben mehr als 660.000 Mitglieder. Die GKS ist ein Zusammenschluss von Katholiken im Jurisdiktionsbereich des katholischen Militärbischofs. Der 1960 gegründete Verband beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit den Themen Sicherheit, Frieden, Gerechtigkeit und Innere Führung. (fxn)