Kardinal Schönborn über die katholische Ehelehre

Kardinal: "Kirche hat zu viel über Sex gesprochen"

Veröffentlicht am 23.08.2018 um 09:35 Uhr – Lesedauer: 
Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof von Wien, bei der Pressekonferenz zur Familiensynode am 16. Oktober 2014 im Vatikan.
Bild: © KNA
Familie

Dublin ‐ Wiens Kardinal Christoph Schönborn übt zu Beginn des Weltfamilientreffens in Dublin Selbstkritik. Er fordert ein Umdenken im kirchlichen Umgang mit Ehe und Familie. Vorbild dafür sei Papst Franziskus.

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Die katholische Kirche hat nach den Worten des Wiener Kardinals Christoph Schönborn "zu viel über Sex gesprochen und zu wenig über den Schaden, den Kinder durch Konflikte ihrer Eltern erleiden können". Papst Franziskus habe darauf aufmerksam gemacht, indem er in seinem Schreiben "Amoris laetitia" weitgehend auf moralische Anweisungen oder das Thema Sex verzichtet habe, sagte der Geistliche am Mittwoch beim Weltfamilientreffen im irischen Dublin. Stattdessen habe der Papst in seinem Text zu Ehe und Familie eindringlich auf das Kindeswohl verwiesen.

Bei einer Scheidung oder Trennung werde Kindern oft eine schwere Last aufgebürdet. Das sei verheerend, so der Kardinal. Der Papst habe davor gewarnt: "Er schrieb wörtlich: Ihr dürft das Kind nie, nie, nie als Geisel nehmen!", zitierte Schönborn aus dem Dokument, das im Zentrum des katholischen Großereignisses in Irland steht. Das Wohl der Kinder müsse im Vordergrund stehen; es bleibe gewahrt, wenn Eltern auch bei Konflikten und Trennungen vor den Kindern nur gut über den Partner sprächen.

Schönborn: Ehe meiner Eltern ist gescheitert

Der Wiener Erzbischof verwies auf eigene Erfahrungen: Die im Krieg geschlossene Ehe seiner Eltern sei in die Brüche gegangen. Die Regel, den Konflikt nicht vor den Kindern auszutragen, hätten seine Eltern allerdings streng eingehalten, wofür er ihnen heute sehr dankbar sei. Schönborn äußerte sich während einer Podiumsdiskussion über "Die Familie in der jüdisch-christlichen Tradition". (KNA)