Kirchengemeinden in der Stadt veranstalten Friedensgebet

Chemnitz: Religionsvertreter besorgt über Hass

Veröffentlicht am 28.08.2018 um 15:30 Uhr – Lesedauer: 
Gesellschaft

Chemnitz ‐ Die Ausschreitungen in Chemnitz haben auch bei Religionsvertretern Entsetzen ausgelöst. Der Bischof von Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, erklärte zudem, wie die Kirche nun reagieren wolle.

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Nach den Ausschreitungen in Chemnitz und dem offen zur Schau getragenen Fremdenhass in der Stadt haben sich auch Religionsvertreter zu Wort gemeldet. "Eine Straftat darf nicht dazu instrumentalisiert werden, gegen ganze Volksgruppen Wut zu schüren - das gilt erst recht, wenn diese Straftat noch nicht vollständig aufgeklärt ist", sagte der Bischof von Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, am Dienstag. Die Geschehnisse hätten bei ihm "eine tiefe Betroffenheit und Besorgnis ausgelöst". "Unsere Antwort als katholische Kirche auf diese Geschehnisse kann nur in Versuchen einer Befriedung bestehen - und das wird sie auch", so der Bischof.

Propst Clemens Rehor, Leitender Pfarrer der Pfarrei Heilige Mutter Teresa in Chemnitz, zeigte sich am  im Kölner Bistumssender domradio.de angesichts der Ausschreitungen ratlos. "Was passiert ist, kann man noch nicht richtig verstehen", sagte Rehor. Zugleich betonte der Geistliche, dass die christlichen Gemeinden in Chemnitz am Montag ein Friedensgebet abgehalten hätten. "Wir versuchen, darauf zu reagieren. Aber es gibt in der Stadt ganz wenige Christen. Trotzdem gibt es gute Ansätze und viele geistliche Gemeinschaften, die versuchen, soviel wie möglich zu bewirken", so der Propst.

"Bürgerpflicht, sich dem rechten Mob entgegenzustellen"

Zuvor hatte bereits der Zentralrat der Juden in Deutschland die Vorkommnisse in der sächsischen Stadt verurteilt. "Es ist jetzt Bürgerpflicht, sich dem rechten Mob entgegenzustellen. Nie wieder darf es in Deutschland akzeptiert werden, dass Menschen nur wegen ihres Äußeren oder ihrer Herkunft angegriffen werden“, sagte Zentralrats-Präsident Josef Schuster am Montag. Nie wieder dürfe hingenommen werden, dass eine politische Gruppe bestimme, wer dazu gehöre und wer nicht. "Wir müssen diesem Mob Einhalt gebieten – jetzt! Bevor es zu spät ist", appellierte Schuster.

Bei neuen Protesten rechter und linker Demonstranten in der Chemnitzer Innenstadt waren am Montagabend mindestens sechs Menschen verletzt worden. Es seien Feuerwerkskörper und Gegenstände geworfen worden, hieß es bei der Polizei. Anlass der Proteste waren gewalttätige Ausschreitungen am Wochenende am Rande des Stadtfestes in Chemnitz. Auslöser dafür war, dass ein 35 Jahre alter Deutscher durch Messerstiche getötet worden war. Gegen einen 23 alten Syrer und einen 22 Jahre alten Mann aus dem Irak wurde Haftbefehl erlassen. (stz/bod/KNA)