Diskussion ums Kirchenasyl zwischen Kirche und Politik geht weiter

Günther Beckstein: Kirchenasyl "nur schwer zu ertragen"

Veröffentlicht am 30.08.2018 um 13:15 Uhr – Lesedauer: 
Politik

Bonn ‐ Die Diskussion um das Kirchenasyl reißt nicht ab. Für CSU-Politiker Beckstein ist die Praxis "nur schwer zu ertragen". Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm sieht die Gemeinden in der Defensive.

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Kirchenasyl sollte nach Ansicht des CSU-Politikers Günther Beckstein in Deutschland wieder restriktiver gehandhabt werden. Auf jeden Fall seien Bilder, auf denen Menschen mit Polizeigewalt aus Gotteshäusern geführt werden, unbedingt zu vermeiden, sagte Beckstein am Mittwoch im Deutschlandfunk.

Beckstein: Verstärkt aus Härtefallkommissionen setzen

In jüngster Zeit hätten Fälle von Kirchenasyl wieder zugenommen. Um dem entgegenzuwirken, sollte der Staat für dringend zu entscheidende Asylfälle verstärkt Härtefallkommissionen einsetzen, schlug der CSU-Politiker vor. Auf diese Weise müsse Kirchenasyl nicht mehr in Anspruch genommen werden.

Aus rechtsstaatlicher Sicht sei Kirchenasyl schwer zu ertragen, erläuterte Beckstein; Kirchen seien nun mal nicht die Wächter des Rechtsstaats. Da aber jene, die Kirchenasyl gewähren, für Werte einträten, für die auch der Staat stehe, habe er vor allem in seiner Zeit als bayerischer Innenminister Kirchenasyl stets respektiert, so Beckstein. Als Beispiele nannte er etwa Solidarität, Menschlichkeit und Menschenwürde.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, will im Streit um das Kirchenasyl weiter mit den Bundesbehörden im Gespräch bleiben. Nach der Verschärfung der Regelungen durch die Innenministerkonferenz werde es aber "für die Gemeinden extrem schwer", Kirchenasyle anzubieten, sagte Bedford-Strohm am Mittwochabend in einer Online-Diskussion mit der Münchner Juristin Beatrice von Weizsäcker.

Günther Beckstein, der Vizepräses der Evangelischen Kirche in Deutschland
Bild: ©dpa/Tobias Hase

Der ehemalige bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU).

Auf die Frage, warum die Kirchen in der Debatte nicht zu mehr zivilem Ungehorsam aufriefen, betonte der EKD-Ratsvorsitzende, dass sich Kirchenasyl-Vereinbarung zwischen den Kirchen und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) von 2015 grundsätzlich bewährt habe. Es nütze nichts, "ideologisch korrekte Dinge durchzuführen", wenn man am Ende "den Betroffenen nicht geholfen" habe, so Bedford-Strohm.

Für ihn sei es "ein sehr wirksamer Weg, dass wir im Gespräch bleiben und für die konkreten Fälle eben doch Lösungen finden". Gerade wenn Asylentscheidungen negativ ausfielen und "nur Textbausteine verwandt wurden", sei es wichtig, den Einzelfall nach allen humanitären und rechtsstaatlichen Erwartungen zu prüfen.

110.000 Menschen unterschreiben Online-Petition

Die Diskussion wurde vom Grünen-Europaabgeordneten Sven Giegold moderiert. Giegold und von Weizsäcker sind Präsidiumsmitglieder des Deutschen Evangelischen Kirchentags. Sie haben eine von bislang 110.000 Menschen unterzeichnete Online-Petition initiiert, die die 28 EU-Mitgliedstaaten zu Humanität und die Kirchen zu mehr und vernehmbarerem Eintreten für die Menschenwürde auffordert. (gho/KNA)