Gottesdienst für Anfänger
Unter dem Motto "Zeit für Gottsucher" sind jene Menschen eingeladen, die selten oder nie eine Kirche besuchen. Für sie und alle anderen Interessierten gestaltet ein Team um Stadtdechant Rolf Steinhäuser einmal im Monat einen "offenen Gottesdienst". "Was eigentlich als Feier für Eingeweihte verstanden wird, wollen wir anderen zugänglich machen," erklärt Steinhäuser. Es sei eine Veranstaltung für Einsteiger. Auf dem Gesangsblatt ist das Vaterunser abgedruckt - für jene, die es nicht auswendig können.
Zum Beginn des Gottesdienstes lauschen die Besucher Klarinette und Orgel. Ihr Klang lässt die Kirchenfenster vibrieren. Musik sei ein wichtiges Element in dem Anfänger-Gottesdienst, so Mitorganisatorin Gisela Massop. Der Organist wähle jedes Mal ein anderes Begleitinstrument. Auf einer Leinwand ist die Silhouette von Jesu Antlitz zu erkennen, aus vielen kleinen Porträts zusammengesetzt. "Dies sind die Gesichter von Politikern, Künstlern, von ganz normalen Menschen wie du und ich," erklärt die Theologin, Schwester Elisabeth Jansen, den Besuchern. "Ich selbst bin ein Gesicht Jesu. In allen Gesichtern verbirgt sich Gottes verborgene Nähe. Jesus ist auch heute ein Mensch mit vielen Gesichtern."
"Wir machen das auch für uns"
Die Botschaft ist einfach, doch sie will verstanden werden. "Je Gottesdienst geben wir immer einen besonderen Impuls", betont Massop. Zum Konzept gehört es auch, dass immer ein Theologe und ein Nicht-Theologe die Feier gestalten. Die Grundidee entstand während der Stadtmission 2009 in Düsseldorf, wo "die Wege zu Christus geöffnet" werden sollten. Das wollte das "Stadtdechanten-Team", die meisten von ihnen Frauen, weiterführen.
An diesem Abend haben sich rund 20 Menschen in der Basilika eingefunden. In früheren Monaten waren es auch schon mal 50, so die Organisatoren. Ihnen ist bewusst, dass ihnen trotz einladender Atmosphäre nicht plötzlich die Türen eingerannt werden. Trotzdem oder gerade deswegen halten sie an dem Angebot fest. "Wir machen das auch für uns", erläutert Massop.
Besucherin Heike B. ist beeindruckt. Sie war lange mit einem Muslim verheiratet. Bereits mit 14 trat sie aus dem Religionsunterricht aus und hatte nichts mehr mit der Kirche zu tun. Bis sie den Flyer "Just try - für Gottsuchende" in die Hände bekam, der sie neugierig machte. Inzwischen kommt sie regelmäßig - auch zu anderen Veranstaltungen der Stadtkirche, etwa dem Glaubens-Grundkurs. "Dort lernt man auch die Bekleidung eines Priesters kennen. So eine Einführung hätte ich mir als Kind gewünscht."
Ein anderer Gast ist Levon, ein armenischer Christ. Vor sieben Monaten kam er mit seiner Familie nach Deutschland, um Asyl zu suchen. Er ist Arzt und wartet auf Arbeit. "Ein Freund kam hier mal zufällig vorbei und hat es mir empfohlen. Seither sind wir regelmäßig bei den 'Just try'-Gottesdiensten. Es wird jedes Mal besser", erzählt er. Seine Mutter hat für das Beisammensein nach dem Gottesdienst im Lambertushaus armenische Süßigkeiten mitgebracht. Und der Stadtbäcker backt regelmäßig für die Veranstaltung Brötchen.
Nicht nur für die Gottesdienstbesucher. Die Brötchen sollen auch andere zum Probieren einladen. Auf einer Banderole um das Gebäck heißt es: "Just try - zum Weitergeben".
Von Claudia Zeisel