Marx in Polen: Auch Unterschiede aushalten
Zum Abschluss seines Polen-Aufenthalts hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, das deutsch-polnische Verhältnis gewürdigt. "Die gute Beziehung zwischen Deutschen und Polen ist und bleibt ein zentraler Baustein des Friedens in Europa", sagte Marx am Samstag am Ende seiner viertägigen Reise nach Danzig (Gdansk). Die Kirche in beiden Ländern sei verpflichtet, ihren Beitrag zur Einheit Europas zu leisten. Dieser Gedanke sei und bleibe für ihn leitend, so Marx.
In der Einheit Unterschiede aushalten
Er habe auf seiner Reise gespürt, "wie groß auch auf polnischer Seite Bereitschaft und Interesse an einem vorbehaltlosen und vertieften theologischen Austausch sind". Am Freitag war Marx in Posen mit dem Präsidenten der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki, zusammengetroffen. Der katholische Glaube erlaube es nicht, "nationale Kirchentümer neben- oder gar gegeneinander aufstellen", betonte er. In der Einheit des Glaubens könnten und müssten auch Unterschiede ausgehalten werden. Katholisch sein heiße, im Glauben auf den anderen bezogen zu sein.
Zu den politischen Entwicklungen im Nachbarland verwies Marx auf die Prinzipien der katholischen Soziallehre. Freiheit, Offenheit und Pluralismus bildeten die Grundlagen einer modernen Gesellschaft. Nachdrücklich lehnte der Kardinal einen "engstirnigen Nationalismus" ab, "der die Völker gegeneinander treibt". Er sei dankbar für die Erklärung "Patriotismus in christlicher Gestalt" der polnischen Bischöfe. "Hier wird eine recht verstandene Vaterlandsliebe präzise abgegrenzt von nationalistischen Haltungen, die immer zerstörerisch sind."
Marx: Nationalsozialismus nie vergessen
Am Samstagmorgen gedachte Marx in einer Eucharistiefeier im kleinen Kreis der Opfer des Zweiten Weltkriegs, der mit dem deutschen Angriff auf Polen vor genau 79 Jahren begann. "Wir dürfen nie vergessen, wie sehr Polen unter dem nationalsozialistischen Eroberungs-, Versklavungs- und Vernichtungskrieg im Osten gelitten hat", betonte der Münchner Erzbischof. "Wir danken Gott, dass unsere Völker trotz dieser Geschichte wieder zueinander gefunden haben." (gho/KNA)