Mainzer Oberhirte nimmt Stellung zu Vorwürfen gegen Franziskus

Bischof Kohlgraf fordert Loyalität zum Papst

Veröffentlicht am 03.09.2018 um 15:10 Uhr – Lesedauer: 
Bistum Mainz

Mainz ‐ Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf meldet sich zu Wort und verteidigt Franziskus. Eine sachorientierte Kritik sei nicht schädlich, sagt er. Doch diesen Boden hätten einige Personen und Gruppen verlassen.

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Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat angesichts des Missbrauchsskandals Loyalität gegenüber Papst Franziskus gefordert. "Katholisch sein ohne Loyalität zum Papst geht nicht", schrieb Kohlgraf am Montag auf seinem Facebook-Kanal. Es könne nicht sein, dass Katholiken nur solange papsttreu seien, wie er ihre Meinungen vertrete. Diese Haltung habe er bereits in Bezug auf die Vorgängerpäpste beobachtet. "Es wird Zeit, sich hinter den Papst zu stellen und seine Bemühungen um Aufklärung, Aufarbeitung und Prävention zu unterstützen", so Kohlgraf. Der Mainzer Oberhirte äußerte sich nach Vertuschungsvorwürfen und Rücktrittsforderungen gegen Papst Franziskus.

Schon seit Beginn seines Pontifikats werde Franziskus wegen einiger seiner Positionen angegriffen, schreibt der Bischof. Da der Papst selbst zu einem offenen Gespräch einlade, sei eine sachorientierte Kritik und ein kontroverses Gespräch nicht schädlich. "Der Boden einer sachlichen Kritik wurde jedoch von manchen Personen und Gruppen verlassen, bis hin zu dem Vorwurf, der Papst habe den traditionellen Glauben verlassen", so Kohlgraf. Die Debatten um das Schreiben "Amoris Laetitia" hätten dies befeuert. Die "Spitze der Bewegung" gegen Franziskus bündele sich nun in den Vorwürfen, er habe Bischöfe im Zusammenhang mit Missbrauchsvorwürfen geschützt und müsse konsequenterweise zurücktreten. "Wir sollten ihn in diesen Tagen besonders intensiv im Gebet begleiten", schließt der Bischof seinen Post.

"Skandalöses Schweigen"

Nach dem Passauer Oberhirten Stefan Oster ist Kohlgraf der zweite deutsche Bischof binnen kurzer Zeit, der öffentlich Partei für Franziskus ergreift. Oster hatte am Sonntag auf seinem Blog Stellung bezogen: "Nein, ich sehe keinen Papst, der die Lehre umstürzen will, ich sehe auch keinen, der selbst vertuschen oder sein eigenes Süppchen kochen oder eigene Seilschaften knüpfen will", schrieb der Passauer Bischof dort unter anderem. Er "glaube" dem Papst, der in seinem bisherigen Pontifikat eine "authentische, tief glaubwürdige Linie" habe erkennen lassen, so Oster.

Am Abend äußerte sich auch der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst auf Twitter: "Es wird Zeit #PapstFranziskus den Rücken zu stärken. Ich stehe hinter dem Papst der katholischen Kirche und unterstütze sein Bemühen um Aufklärung und Aufarbeitung. Ich folge ihm auf dem Weg der Erneuerung der Kirche, den er seit Beginn seiner Pontifikats konsequent geht."

Der ehemalige Apostolische Nuntius in den USA, Erzbischof Carlo Maria Viganò, hatte Ende August in einem Memorandum schwere Vorwürfe gegen Papst Franziskus erhoben: Dieser habe den des Missbrauchs beschuldigten Washingtoner Alt-Erzbischof Theodore McCarrick gedeckt und zu einem seiner Berater gemacht. Viganò forderte daher den Rücktritt von Franziskus. Der Wahrheitsgehalt der seiner Aussagen ist umstritten, der Papst schwieg bislang zu den Vorwürfen. In der vergangenen Woche hatte der Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner eine mangelnde Rückendeckung des Papstes durch Europas Bischöfe kritisiert. "Die Bischöfe in Österreich, Deutschland, in der Schweiz – kurzum: alle unsere Europäischen Bischofskonferenzen schweigen", so Zulehner. Es sei ein skandalöses Schweigen, "das schuldig macht am Wohl der Kirche". (tmg)

Ergänzt um Statement von Bischof Gebhard Fürst (17.30 Uhr, fxn)