Vor 100 Jahren starb der Salvatorianergründer Franziskus Jordan

Vom Anstreicher zum Ordensgründer

Veröffentlicht am 08.09.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Orden

Bonn ‐ Franziskus Jordan wollte ursprünglich einen Orden gründen, der nicht hinter Klostermauern beheimatet ist, sondern in der Welt. Dafür war die Zeit noch nicht reif – doch davon hat er sich nicht abhalten lassen.

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Franziskus Jordan erging es wie Franz von Assisi und Ignatius von Loyola: Eigentlich wollte der spätere Stifter der Salvatorianer gar keinen klassischen Orden ins Leben rufen. Aber mit der Zeit wuchsen die Salvatorianer dann doch in die Rechtsstrukturen der Kirche hinein. Als Jordan vor 100 Jahren, am 8. September 1918, in Tafers bei Fribourg starb, hinterließ er eine Gesellschaft mit 455 Mitgliedern, die noch heute weltweit tätig ist.

Nach dem Willen ihres Stifters sollte seine Gesellschaft "mit allen Mitteln, welche die Liebe Gottes eingibt, für das Reich Gottes auf Erden überall... mit allem Eifer wirken." Die in Rom für die Ordensleute zuständige Kongregation fand zunächst wenig schmeichelhafte Worte für Jordans Idee. Die Gemeinschaft sei wie eine "Arche Noah", offen für alle, und eine Organisation ohne klaren Zweck. Aber schließlich wurde seine "Gesellschaft des Göttlichen Heilandes" doch kirchenamtlich anerkannt.

Als Kolping-Geselle auf der Walz

Dass er einmal Kirchengeschichte schreiben würde, war nicht absehbar. Johann Baptist Jordan wurde am 16. Juni 1848 im badischen Gurtweil nahe Waldshut in ärmsten Verhältnissen geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters machte er eine Ausbildung als Anstreicher und Dekorationsmaler. Als Geselle der Kolpingfamilie war er auf der Walz.

Zwei Priesterfreunde trimmten den hochbegabten jungen Mann, der nur die Elementarschule besucht hatte, auf das Niveau der zehnten Klasse. Mit 22 Jahren besuchte er das Gymnasium und studierte nach dem Abitur Theologie und Philologie. Wegen seiner herausragenden Sprachkenntnisse, darunter Mandarin, war sein Spitzname "der Chinese". 1878 wurde er geheim zum Priester geweiht; durch den Kulturkampf stand die Weihe unter Strafe.

Sogar um den Namen gab es Streit

Die Eingriffe des Staates in die Belange der Kirche weckten bei Jordan Widerstand. Der Katholikentag in Freiburg 1875 lieferte ihm Anstöße für das Profil jener Bewegung, die er später gründen sollte: Ihm schwebte eine Gesellschaft vor, die in der Weltmission wirken, aber auch das Laienapostolat in der sozialen Frage, in Schule und Wissenschaft, in Presse und Vereinen vorantreiben sollte. In die Führung sollten Laien - auch Frauen - einbezogen werden.

Jordan stand im Austausch mit Ordensgründern wie dem Salesianer Don Bosco oder dem Steyler Arnold Janssen. Zudem erhielt er in einer Audienz Zuspruch von Papst Leo XIII. Am 8. Dezember 1881 gründete Jordan in Rom die Apostolische Lehrgesellschaft. Es begann ein jahrzehntelanges Ringen mit der römischen Oberbehörde, welche die Statuten der Gesellschaft ablehnte. Selbst am Namen entzündete sich Streit: Die Bezeichnung "Apostolisch" sei allein dem Papst als Petrus-Nachfolger vorbehalten. Zuletzt einigte man sich auf "Gesellschaft des Göttlichen Heilandes", kurz Salvatorianer.

Trotz dünner Personaldecke nach Indien

Jordans anfangs wenig konturierter Plan der Gesellschaft von Priestern und Laien ähnelte in mancher Hinsicht einem modernen Säkularinstitut, das erst Pius XII. 1947 als neue Form des geistlichen Lebens anerkannte. Dem Stifter stellte der Vatikan in Wirtschaftsfragen einen Kontrolleur zur Seite - ein schweres Kreuz für Jordan, dessen tief religiöse Natur sich mit unternehmerischer Risikofreude paarte.

Am 11. März 1883 legte Franziskus Jordan die Ordensgelübde ab. Von Beginn an war ihm die Mission wichtig. Seine Entscheidung, mit noch dünner Personaldecke die Mission im indischen Assam zu übernehmen, wurde in Rom heftig getadelt.

Der Seligsprechungsprozess läuft

Aber das rapide Wachstum der Gesellschaft gab Franziskus Jordan Recht. Einen hervorragenden Helfer hatte der Gründer in Pancratius Pfeiffer aus Schwangau im Allgäu. Der junge Mitbruder übernahm Verantwortung für die angespannten wirtschaftlichen Verhältnisse des Ordens, den er mit viel Geschick beim Heiligen Stuhl vertrat.

Im Zweiten Weltkrieg vermittelte Pfeiffer, Nachfolger Jordans als Generaloberer, zwischen Vatikan und Besatzern. Vielen politisch Verfolgten und Juden konnte er zur Flucht verhelfen. Heute setzen sich rund 1.200 Salvatorianer und ebenso viele Salvatorianerinnen sowie 1.300 Laien in rund 30 Ländern ganz im Sinne ihres Stifters für "missionarische Pastoral und Bildung" ein. Ein Seligsprechungsprozess wurde für ihn eingeleitet.

Von Anselm Verbeek (KNA)