10 Heilige, die zur guten Ernte beitragen
Am ersten Sonntag im Oktober feiern die deutschen katholischen Gemeinden das Erntedankfest. Aber damit es zur Ernte und zu der Dankfeier kommen kann, müssen Landwirte sich das ganze Jahr über um ihre Felder kümmern. Rund um die Gendenktage von mehr oder weniger bekannten Heiligen entwickelten sich im Lauf der Jahrhunderte verschiedene Bauern- und Wetterregeln.
Antonius von Padua, Gedenktag: 13. Juni
Antonius gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Heiligen der katholischen Kirche; in fast jeder Kirche steht eine Antoniusstaute mit dem Jesuskind im Arm. Der Franziskaner übertraf ab dem 16. Jahrhundert seinen Ordensvater Franziskus und seinen Namenspatron, den Mönchsvater Antonius in der Verehrung des Volkes. An seinem Grab ereigneten sich so viele Wunder, dass Bonaventura meinte: Suchst du Wundertaten, gehe zu Antonius!
Bauernregeln:
Wenn an Anton gut Wetter lacht / St. Peter (29. Juni) viel Wasser macht.
Antoni, / vergiss den Lein nie!
Regnet’s am Antoniustag / wird’s Wetter später wie es mag.
Hat Antonius starken Regen / geht’s mit der Gerste wohl daneben.
Englmar, Gedenktag: 14. Januar
Englmar war ein Bauernsohn. Er verzichtete auf den väterlichen Besitz und wurde in Passau unter dem aus Armenien geflohenen Bischof Gregorius als Eremit ausgebildet. Nach dessen Tod erbaute sich Englmar um 1086 im Bayrischen Wald bei Passau eine Einsiedelei. Dort wurde er als ein Freund der Bauern und als Tierheiler bekannt.
Ein Fremder, der sich angeblich seiner Einsiedelei anschließen wollte, neidete ihm das hohe Ansehen im Volk und erschlug Englmar. Der habsüchige Mörder fand aber kein Geld und versteckte den Leichnam Englmars im Schnee und flüchtete. Erst zu Pfingsten wurde der verweste Leichnam von einem Priester entdeckt und bestattet. An den Heiligen erinnert der Ort Englmar. Alljährlich wird in dem religiösen Schauspiel "Englmarisuchen" die Auffindung des Toten nachgestellt. Hierbei wird eine lebensgroße Holzfigur des Heiligen im Wald versteckt, gefunden und in einem festlichen Zug mit historischen Kostümen ins Tal gebracht.
Gervasius, Gedenktag: 19. Juni
Der zusammen mit Protasius um das Jahr 300 hingerichtete Gervasius wird als erster Märtyrer Mailands verehrt. Ihre Gebeine wurden von Ambrosius gefunden. Einer Legende nach sollen die beiden Zwillinge zur Zeit Kaiser Neros gewesen sein. Nero soll sie gefangen genommen und nach Mailand gebracht haben. Dort sollten sie heidnischen Götter opfern und diese um einen Sieg anrufen. Als Gervasius und Protasius sich weigerten auf Christus als ihren größeren Herrn hinwiesen, wurden sie mit Bleigeißeln zu Tode gepeitscht.
Bauernregel:
Wenn's regnet auf Gervasius / es vierzig Tage regnen muss.
Isidor von Madrid, Gedenktag: 15. Mai
Isidor von Madrid wurde um 1070 als Sohn armer Eltern, die vom Ertrag gepachteter Felder lebten, geboren. Mit seiner Gattin erfüllte er pflichtgetreu die Arbeit als Bauer. Isidor zeichnete sich durch treue Pflichterfüllung, aber auch durch eifrige Gebetsübungen und Wohltätigkeit aus. Aus Neid verleumdeten die Mitknechte Isidor beim Gutsherren. Sie berichteten, dass Isidor seine Arbeit vernachlässige und stattdessen nur bete. Als dies der Gutsherr überprüfen wollte, sah er der Überlieferung nach zwei weiße Stiere, die von einem Engel geführt wurden, und den Acker pflügten. Isidor dagegen kniete im Gebet neben dem Acker. Aus diesem Grund wird Isidor wird oft mit Bauernkleidern landwirtschaftlichen Geräten, betend mit einem Kreuz und den Engeln sowie Stieren dargestellt.
Johannes der Evangelist, Gedenktag: 27. Dezember
Der Apostel Johannes, nach der Überlieferung Verfasser des vierten Evangeliums und dreier Briefe, gehörte wohl zuerst zu den Jüngern Johannes des Täufers bevor er sich Jesus anschloss. Wie sein Bruder Jakobus stammte er aus Betsaida und war Fischer. Jesus nannte die temperamentvollen Brüder "Donnersöhne". Er wird auch mit dem namenlosen Lieblingsjünger Jesu im Johannesevangelium gleichgesetzt. Über das spätere Schicksal des Johannes ist wenig Sicheres bekannt. Nach der Tradition soll er die Kirche von Ephesus geleitet haben bis er während der Christenverfolgung unter Domitian auf die Insel Patmos verbannt wurde. Dort soll er die Offenbarung geschrieben haben und um das Jahr 100 gestorben sein. Johannes ist ein "Weinheiliger", weil um die Zeit seines Gedenktages die Gärzeit zuende ist und das erste Mal der frische Wein, die "Johannesminne", getrunken wird. Der nach ihm benannte Wein wird an diesem Tag geweiht.
Bauernregel:
Hat der Evangelist Johannes Eis / dann macht es der Täufer (24. Juni) heiß.
Markus, Gedenktag: 25. April
Der Evangelist Markus wurde wahrscheinlich von Petrus zum Christentum bekehrt. Er begleitete Barnabas und Paulus auf die erste Missionsreise als Gehilfe. Markus gilt als Verfasser des gleichnamigen Evangeliums, das er demnach auf der Grundlage von Petrus Predigten wohl in Rom schrieb. Nach altchristlicher Tradition soll Markus auch der erste Bischof von Alexandria gewesen sein. Er gilt demnach als Begründer der koptischen Kirche und ist deren erster Papst. Bei Bauern gilt der Markustag als Lostag für das Wetter. Die Bittprozessionen über Felder am Markustag haben heidnischen Ursprung.
Bauernregeln:
Georg und Markus ganz ohne Trost, erschrecken uns sehr oft mit Frost.
Georgus (23. April) und Marks / die bringen oftmals was Arg’s;
Philippi und Jakobi (1. Mai), sind dann noch zwei Grobi;
Pankraz, Servaz, Bonifazi (12., 13., 14. Mai), das sind erst drei Lumpazi.
Oft der Urban gar (25. Mai), ist streng fürwahr,
und Peter und Paul (29. Juni), die sind meist nur faul.
Wie jetzt an Markus sich das Wetter hält / so ist es auch oft im Herbst zur Ernte bestellt.
Vor dem Markustag / sich der Bauer hüten mag.
Gibt’s an Markus Sonnenschein / hat der Winzer guten Wein.
Ist’s jetzt um den Markus warm / friert man danach bis in den Darm.
Wer erst zu Markus legt die Bohnen / dem wird er’s reichlich lohnen; doch Gerste, die sei längst gesät / denn nach dem Markus ist’s zu spät.
Bauen um Markus schon die Schwalben / so gibt’s viel Futter, Korn und Kalben.
Medardus von Noyon, Gedenktag: 8. Juni
Medardus entstammte einem fränkischen Adelsgeschlecht. Im Jahr 505 empfing er die Priesterweihe, um 545 wurde er Bischof von Noyon im Osten von Paris. Unter seiner Führung gelangte das heruntergekommene Bistum zu großer Blüte. Seine hingebungsvolle Liebe zu Armen und Notleidenden und seine Gabe, Wunder zu wirken – berichtet wird, dass Medardus Gefangene befreit oder bedrängten Bauern bei der Ernte geholfen habe – ließ ihn schon früh weite Verehrung finden. Eine Legende erzählt, dass Medardus als kleiner Junge auf einem Feld sparzieren ging, als ein Gewitter mit starken Regenfällen losbrach. Plötzlich soll neben ihm ein Adler gelandet sein und seine Flügel ausgebreitet haben, damit der Junge nicht nass wurde. Diese Legende führte bis heute dazu, dass Bauern Medardus um trockenes Heuwetter angerufen wird.
Bauernregeln:
Wer auf Medardus baut / erhält viel Flachs und Kraut.
Was St. Medardus für Wetter hält, / solch Wetter auch in die Ernte fällt.
St. Medard bringt keinen Frost mehr, / der dem Weinstock gefährlich wär.
Macht Medardus feucht und nass, / regnet's ohne Unterlass.
Regnet's am Medardustag, / so regnet's 21 Tag'.
Wie's wittert auf Medardustag, so bleibts sechs Wochen dann danach.
Regen am Medardustag / verdirbt den ganzen Heuentag.
Silvester, Gedenktag: 31. Dezember
Der letzte Tag im Jahr gebührt einem Papst: Silvester I. Sein Pontifikat erlangte vor allem deswegen Bedeutung, weil sich unter seiner Regentschaft im Römischen Reich die entscheidende Wende von einer christenfeindlichen hin zu einer christenfreundlichen Staatspolitik vollzog. Silvester wurde am 31. Januar 314 zum Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt. Der Papst soll – neben unzähligen anderen Gotteshäusern – den ersten Petersdom über dem Grab des Apostelfürsten errichtet haben. Als Todestag für Papst Silvester I. wird der 31.Dezember 335 angegeben.
Bauernregeln:
Ist's zu Silvester hell und klar, / steht vor der Tür das neue Jahr.
Gefriert's an Silvester zu Berg und Tal, / geschieht auch dies zum letzten Mal.
Wind in St. Silvesters Nacht, / hat nie Wein und Korn gebracht.
Silvester Wind und warme Sunnen / wirft jede Hoffnung in den Brunnen.
Silvesternacht wenig Wind und Morgensonn, / gibt Hoffnung auf Wein und Korn.
Vitus (Veit), Gedenktag: 15. Juni
Vitus stammte aus Sizilien und starb um das Jahr 304 in Santa Cecilia nahe der Amalfi-Küste den Märtyrertod. Der Sohn eines heidnischen Senators soll bereits als Kind von seiner Amme Crescentia und dem Erzieher Modestus zum Christentum bekehrt worden sein. Als sein Vater davon erfuhr, musste der Junge mit den beiden anderen Christen fliehen. Im Alter zwischen sieben und vierzehn Jahren soll er mit ihnen von Kaiser Diokletian zu Tode gemartert worden sein. Vitus ist Träger von zahllosen Patronaten. Bis heute nimmt er im Bauernkalender eine besondere Stellung ein.
Bauernregeln:
Ist zu Sankt Veit der Himmel klar, dann gibt’s gewiss ein gutes Jahr.
Nach dem St. Veit, da ändert sich bald die Jahreszeit.
Der alte Vit, der bringt nur Regen mit.
Ist der Wein abgeblüht auf St. Vit, so bringt er ein schönes Weinjahr mit.
Nach St. Veit, da legen sich die Blätter auf die andere Seit’.
Hat Sankt Veit starken Regen, bringt er unermesslichen Segen.
Wenn es an Vitus regnet, dann regnet es Pilze.
O heiliger Vitus, regne nicht,
damit es uns nicht am Korn gebricht,
denn Regen an dem Vitustag,
die Gerste nicht vertragen mag.
Nach St. Veit, da ändert sich die Zeit;
dann fängt das Laub zu stehen an,
dann haben die Vögel das Legen getan.
Wendelin von Tholey, Gedenktag: 20. Oktober
Legenden nach war Wendelin ein schottischer Königssohn und kam um das Jahr 550 zur Welt. Mit 20 Jahren entschloss er sich dazu, nach Rom zu pilgern. Bei der Rückreise ging ihm im heutigen Saarland das Geld aus. Wendelin blieb, fand eine Arbeit als Hirte und suchte jeden Tag einen Platz auf der Weide für seine Schafe. Eine Legende erzählt, dass Wendelin eines Tages zu weit vom Landgut entfernt geweidet hat und sein Herr zornig war, weil er meinte, Wendelin würde es nicht mehr vor der Dunkelheit auf die Burg schaffen. Als der Herr jedoch auf die Burg kam, war Wendelin bereits dort. Aus Schuldgefühlen baute er dem Wendelin eine Einsiedlerzelle. Mönche, die im naheliegenden Tholey lebten, hörten vom frommen Leben Wendelins und erklärten ihn zum Abt ihres Klosters. Wendelin nahm die Wahl an und lebte fortan im Kloster Tholey.
Bauernregel:
Sankt Wendelin, verlass uns nie, schirm unsern Stall, schütz unser Vieh.