Zum Tod verurteilte Christin weiter in Gefahr

Urteil im Blasphemieprozess gegen Asia Bibi vertagt

Veröffentlicht am 08.10.2018 um 14:22 Uhr – Lesedauer: 

Islamabad ‐ Seit 2010 sitzt die pakistanische Christin Asia Bibi in der Todeszelle: Sie soll Mohammed beleidigt haben. Nun ist ihr Fall vor dem Obersten Gericht – doch dessen Urteil lässt auf sich warten.

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Ohne Entscheidung ist in Pakistan das Berufungsverfahren der wegen Blasphemie zum Tode verurteilten Katholikin Asia Bibi zu Ende gegangen. Das Oberste Gericht des mehrheitlich islamischen Landes werde im Laufe dieses Monats das Urteil verkünden, berichteten pakistanische Medien nach der dreistündigen Anhörung am Montag. Die Anwälte von Asia Bibi hätten in ihrer Begründung zur Revision der Todesstrafe auf die widersprüchlichen Zeugenaussagen hingewiesen.

Asia Bibi war 2009 als erste katholische Frau wegen Blasphemie angeklagt und 2010 zum Tode verurteilt worden. 2014 bestätigte ein Gericht in Lahore das Todesurteil. Im Juli 2015 ordnete ein Gericht die vorläufige Aussetzung der Vollstreckung der Todesstrafe an. Das erneute Berufungsverfahren war in den vergangenen Jahren immer wieder verzögert worden. Laut pakistanischen Medien hatten islamistische Hardliner die Richter bedroht.

Radikalislamische Partei fordert sofortige Hinrichtung

Am vergangenen Sonntag forderte die radikalislamische Partei Tehreek-e-Labaik Pakistan (TLP) die sofortige Exekution Asia Bibis und warnte die Obersten Richter vor einem "Nachgeben" vor dem Druck "anti-pakistanischer" Nichtregierungsorganisationen in Europa. Zudem drohte die TLP mit "schwerwiegenden Konsequenzen", sollte das Gericht "Zugeständnisse machen" oder versuchen, "sie ins Ausland zu schicken".

Einer der drei Richter im Berufungsverfahren von Asia Bibi ist Asif Saeed Khosa, der als Richter an dem Todesurteil für Mumtaz Qadri wegen des Mordes an Salman Taseer, Gouverneur des Punjab, beteiligt war. Qadri, einer der Leibwächter Taseers, war für schuldig befunden worden, den Politiker wegen dessen Forderung nach einer Freilassung Asia Bibis und einer Reform des Blasphemiegesetzes im Januar 2011 getötet zu haben. Nach der Vollstreckung des Todesurteils an Qadri im Februar 2016 kam es in ganz Pakistan zu Massenprotesten islamischer Hardliner, die Qadri seitdem als Märtyrer verehren. Sein Grab wurde zu einer Pilgerstätte; bereits 2014 war in Islamabad eine Moschee der orthodox-sunnitischen Barelvi-Bewegung nach Qadri benannt worden. (KNA)

Zum Thema: Asia Bibi

Weil sie Mohammed beleidigt haben soll, wurde die Christin Asia Bibi 2010 zum Tode verurteilt. Seitdem sitzt sie im Gefängnis. Zahlreiche Politiker, Menschenrechtsgruppen und Kirchenvertreter haben sich bereits für ihre Freilassung eingesetzt. Bisher vergeblich.