Zum ersten Mal seit dem Holocaust

Orthodoxe Rabbiner in Berlin ins Amt eingeführt

Veröffentlicht am 09.10.2018 um 16:39 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Historischer Tag für das Judentum in Deutschland: Erstmals seit dem Holocaust wurden am Dienstag in Berlin orthodoxe Rabbiner in ihr Amt eingeführt. Außenminister Maas sprach von einem "unverdienten Geschenk".

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Erstmals seit dem Holocaust sind am Dienstag in Berlin drei orthodoxe Rabbiner in ihr Amt eingeführt worden. Die Absolventen des Berliner Rabbinerseminars wurden in der Beth Zion Synagoge im Stadtteil Prenzlauer Berg ordiniert. Ein Rabbiner ist ein Prediger oder Religionslehrer, der sich auch um den Zusammenhalt der jüdischen Gemeinschaft kümmert. Bislang fanden die Ordinationsfeiern des einzigen orthodoxen Rabbinerseminars in Deutschland in anderen Städten statt.

"Dass in Berlin, dem Ort, an dem Deportationen und Vernichtung geplant und beschlossen wurden, heute wieder die größte jüdische Gemeinde Deutschlands lebt, ist ein Geschenk für uns – ein unverdientes Geschenk", sagte Außenminister Heiko Maas (SPD) in einer Festrede. Den neuen Rabbinern wünschte er Glück. "Sie werden in ihren Gemeinden mit dazu beitragen, dass Deutschland nach wie vor ein lebenswerter Ort für Jüdinnen und Juden ist."

Seminar seit 2009 wieder in Betrieb

In ihre Ämter eingeführt werden die Rabbiner Alexander Kahanovsky, Shraga Yaakov Ponomarov und Shlomo Sajatz sowie die Kantoren Alexander Adler, Baruch Chauskin und Doron Burstein. An dem Festakt nahmen auch Zentralrats-Präsident Josef Schuster, der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, und der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) teil.

Das Rabbinerseminar zu Berlin wurde 1873 gegründet und bildete rund 600 Studenten aus, bis es 1938 von den Nationalsozialisten geschlossen wurde. Erst 2009 nahm das orthodoxe Seminar seinen Betrieb wieder auf. Rabbiner des liberalen Judentums werden am Berliner Abraham-Geiger-Kolleg in Kooperation mit der Universität Potsdam ausgebildet. (stz/dpa/KNA)