Würzburger Bischof: Auch homosexuelle Geistliche müssen Zölibat leben

Jung: Homosexualität kein Hindernis für Priesteramt

Veröffentlicht am 02.11.2018 um 15:29 Uhr – Lesedauer: 

Aschaffenburg ‐ Der Würzburger Bischof Franz Jung hat eine klare Meinung zu homosexuellen Priestern: Sie können gute Seelsorger sein. Doch selbstverständlich müssten sie sich an den Zölibat halten. Auch zum Thema Missbrauch äußerte sich der Bischof.

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Der Würzburger Bischof Franz Jung sieht in einer homosexuellen Veranlagung kein grundsätzliches Hindernis für eine Tätigkeit als Priester. "Ich spreche niemandem seine seelsorgerische Qualifikation ab", sagte Jung in einem Interview mit dem Aschaffenburger "Main-Echo" (Samstag). Es gebe Geistliche mit homosexueller Orientierung, mit dieser Tatsache gelte es umzugehen, erklärte der Bischof. Doch auch für dies Priester gelte die Zölibatspflicht. "Er muss seinen Dienst tun wie andere auch. Andernfalls müssen wir darüber reden." Einer Richtlinie des Vatikan zur Priesterausbildung zufolge sind praktizierende Homosexuelle sowie Männer, die "tiefsitzende homosexuelle Tendenzen haben oder eine sogenannte homosexuelle Kultur unterstützen", vom Priesteramt ausgeschlossen.

Mit Blick auf den Missbrauchsskandal und die Anzeige mehrerer Strafrechtsprofessoren sagte Jung, er sehe das "als ein Signal, das den Ernst der Lage unterstreichen soll". Das Bistum Würzburg unterstütze bereits vollumfänglich die Ermittlungsbemühungen der Staatsanwaltschaft und werde dies auch weiter tun. Früher habe die Kirche den sexuellen Missbrauch meist aus der Perspektive der Täter und nicht der Betroffenen betrachtet. Hier habe ein ganz großes Umdenken stattgefunden. "Klar ist heute, dass es hier nicht nur um Übergriffe geht. Sexueller Missbrauch ist ein Verbrechen an der Seele von Kindern", so der Bischof.

Er störe sich jedoch daran, dass "in den Medien der Eindruck vermittelt wird, als sei das nur ein Problem der katholischen Kirche und nicht ein Thema, das alle Bereiche der Gesellschaft betrifft und auch als gesamtgesellschaftliches Problem angegangen werden muss". Der Anspruch der Kirche sei aber ein sehr hoher und der Vertrauensbruch wiege sehr schwer, betonte der Bischof. Ob das Problem in der Kirche jenseits des eigenen moralischen Anspruchs eine größere Dimension habe als anderswo, lasse sich nur schwer beurteilen. "Es gibt ja kaum vergleichbare Studien zu der Studie, die die katholische Kirche in Auftrag gegeben hat." (KNA)