Medien berichten von heimlichem Besuch in Rom

Vertuschung: Beschuldigter Kardinal will Papst-Rat verlassen

Veröffentlicht am 12.11.2018 um 15:55 Uhr – Lesedauer: 

Madrid ‐ Er gehört zu den engsten Beratern des Papstes: Kardinal Francisco Javier Errazuriz. Doch jetzt soll der Chilene seinen Rücktritt aus dem sogenannten K9-Rat vorbereiten - und war dafür angeblich inkognito in Rom unterwegs.

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Der in den chilenischen Missbrauchsskandal involvierte Kardinal Francisco Javier Errazuriz soll laut Medienspekulationen einen Rückzug aus dem engsten Beratergremium um Papst Franziskus vorbereiten. Nach Informationen der spanischen Internetseite Religion Digital hielt sich der 85-Kardinal am Wochenende inkognito in Rom auf. Anlass sei womöglich, dass Errazuriz einer Entlassung aus dem Kardinalsrat zuvorkommen wolle. Das nächste Treffen des "K9" genannten Gremiums findet vom 10. bis 12. Dezember in Rom statt.

Missbrauchsopfer werfen Errazuriz vor, als Erzbischof von Santiago de Chile von 1998 bis 2010 die Strafverfolgung eines später wegen Missbrauchs verurteilten Geistlichen jahrelang verhindert zu haben. Drei Betroffene werfen ihm Meineid und Falschaussage in Zusammenhang mit sexuellen Vergehen des Priesters Fernando Karadima vor. Errazuriz bestreitet ein Fehlverhalten.

Ein weiteres Mitglied des K9-Rats unter Druck

Errazuriz gehört zu dem 2013 ins Leben gerufenen Kardinalsgremium, das den Papst bei einer Kurienreform und bei der Kirchenleitung unterstützen soll. Zu dem Kreis zählt auch der wegen Missbrauchs angeklagte australische Kardinal George Pell. Als europäischer Vertreter sitzt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, in dem Rat.

Von 1971 bis 1990 war Errazuriz in der Leitung der Schönstatt-Bewegung in Vallendar bei Koblenz tätig. Anschließend war er zunächst bis 1996 Sekretär der Ordenskongregation im Vatikan und dann bis 1998 Bischof von Valparaiso. Im Anschluss erfolgte die Ernennung zum Erzbischof von Santiago de Chile. Das Bistum leitete er bis zu seiner Emeritierung 2010. Von 2003 bis 2007 war Errazuriz zudem Vorsitzender des Lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM. (bod/KNA)