Freigesprochene Christin versteckt sich an sicherem Ort

Pakistan: Sorge um die Familie von Asia Bibi

Veröffentlicht am 30.11.2018 um 16:49 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ Seit drei Wochen ist die freigelassene pakistanische Christin Asia Bibi an einem bewachten Ort in Sicherheit. Das Haus, in der ihre Töchter wohnen, wurde hingegen von Unbekannten beschossen.

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Gut drei Wochen nachdem die einst zum Tode verurteilte pakistanische Katholikin Asia Bibi das Gefängnis verlassen hat, schwebt ihre Familie nach Angaben von "Kirche in Not" immer noch in Gefahr. Unbekannte hätten das Haus beschossen, in dem sich zwei Töchter Bibis aufhalten, teilte das Hilfswerk am Freitag mit. Innerhalb eines Monats hätten sie viermal den Aufenthaltsort wechseln müssen.

Zudem erhielten sie ständig Drohungen, berichtet Joseph Nadeem, der sich um die Familie kümmert. Nadeems Familie wohnt nach Angaben des Hilfswerks mit den beiden Töchtern zusammen. Er sei mehr als einmal verfolgt worden, so Nadeem. "Die Islamisten sind hinter uns her und jedes Mal, wenn wir merken, dass wir in Gefahr sind, fliehen wir sofort", erzählt er. "Wir können nicht einmal nach draußen, um Lebensmittel einzukaufen." Er verlasse das Haus nur bei Nacht und verhülle dabei sein Gesicht.

Bibis Familie wurde getrennt

"Sobald Asia freigesprochen war, mussten wir fliehen", berichtet Nadeem. Dabei wurde Asia Bibis Familie getrennt: "Asia und ihr Mann befinden sich an einem sicheren Ort und werden bewacht. Doch wir können sie nicht besuchen." Bibi wisse über die schwierige Situation ihrer Töchter; sie stünden telefonisch in Kontakt.

Asia Bibi
Bild: ©British Pakistani Christian Association

Die pakistansiche Katholikin Asia Bibi vor ihrer Festnahme im Jahr 2009.

Die heute 51-jährige Christin Bibi war 2009 wegen angeblicher Blasphemie zum Tod verurteilt worden. Ende Oktober hob das höchste pakistanische Gericht das Urteil auf; im Anschluss legten Islamisten mit Straßenblockaden einige Städte lahm. Um die Proteste zu beenden, sagte die Regierung zu, einen Revisionsantrag gegen das Urteil zuzulassen und Bibi am Verlassen des Landes zu hindern.

Bibi sei noch in Pakistan, sagte ihr Anwalt Saif ul Malook vor einer Woche. Sie wolle in einem europäischen Land Asyl bekommen, habe aber weder Pass noch Visum. Zwar hätten viele westliche Regierungen ihre Hilfe angeboten, aber keine habe ihr bisher die Staatsbürgerschaft angeboten, so Malook.

Asia Bibi und ihre Familie verfolgen laut Nadeem die internationale Berichterstattung und das große Interesse an ihrem Schicksal. "Die internationale Solidarität stärkt uns. Asia ist allen dankbar, die ihre Stimme erheben, um die aktuelle Situation anzuprangern," so der Freund der Familie. (luk)

Themenseite: Der Fall Asia Bibi

Weil sie den Propheten Mohammed beleidigt haben soll, wurde die Christin Asia Bibi 2010 zum Tode verurteilt. Zahlreiche Politiker und Kirchenvertreter hatten sich seitdem für ihre Freilassung eingesetzt. Ende Oktober 2018 erfolgte der Freispruch – doch es droht Gefahr durch radikale Muslime.