Christliche Hilfswerke eröffnen Adventsaktionen
Die großen christlichen Hilfswerke Adveniat und "Brot für die Welt" haben am Sonntag ihre bundesweiten Spendenaktionen mit Blick auf Weihnachten eröffnet. Mit einem zentralen Gottesdienst in Wiesbaden startete das katholische Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat die Aktion unter dem diesjährigen Motto "Chance geben – Jugend will Verantwortung". In der Jugendkirche "Kana" wurde auf die oft durch Chancenlosigkeit und Gewalt geprägte Lage der jungen Leute in Lateinamerika und der Karibik hingewiesen.
Der Limburger Bischof Georg Bätzing sagte in seiner Predigt, Armut und soziales Unrecht trieben junge Menschen auf Abwege. Aber Gewalt löse keine Probleme, sondern verschärfe nur die Ungerechtigkeit. Junge Menschen – so Bätzing – wünschten sich "echte Chancen": gute Bildung, verlässliche Beziehungen und Freundschaften, gesundes Leben, sauberes Wasser und saubere Luft, Arbeit und Auskommen. Der Idealismus der jungen Leute sei nicht bloß eine Utopie, sondern "die Realität einer Welt, wie Gott sie vor Augen hat".
Die "Spur zur neuen Welt" sei kein esoterisches, gefühlsduseliges Nebengleis, sondern beginne mitten in den erschreckenden Zuständen dieser Welt, so Bätzing. Der für Adveniat zuständige Essener Bischof Franz-Josef Overbeck betonte: "Jugend will, in Lateinamerika wie hier in Europa, Verantwortung übernehmen."
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Am Gottesdienst nahmen auch Kardinal Gregorio Rosa Chavez aus El Salvador sowie zahlreiche Gäste aus Lateinamerika teil. Darunter war auch Jeroncio Manuel Osorio Campos aus Panama, der dem indigenen Volk der Kuna angehört, das Koralleninseln in der Karibik bewohnt. Es ist durch den steigenden Meeresspiegel und die Umweltverschmutzung bedroht. "Ich möchte Verantwortung für unser Volk übernehmen, damit wir unsere Traditionen, unser Wissen und unser Leben mit der Natur bewahren können", sagte Jeroncio. Adveniat hilft hier mit Bildungsprojekten für indigene Jugendliche.
"Brot für die Welt" ruft zum Advent zur Gerechtigkeit auf
Unter dem Leitwort "Hunger nach Gerechtigkeit" steht die mit einem Festgottesdienst in Stuttgart eröffnete 60. Spendenaktion des evangelischen Hilfswerks "Brot für die Welt". "Ohne Gerechtigkeit wird der Hunger bleiben", sagte Präsidentin Cornelia Füllkrug-Weitzel. "Alle sollen satt werden – hier und weltweit."
In dem von der ARD live übertragenen Gottesdienst sagte der württembergische Landesbischof Frank Otfried July, "Brot für die Welt" stehe für die Botschaft, dass bedrückende Verhältnisse verändert werden könnten. Das Elend vieler Menschen, das oft kleingeredet werde, "kommt laut zur Sprache". Eine adventliche Kirche zu sein bedeute, dass Menschen hier "etwas von der Wärme Gottes spüren, sein Licht sehen, wieder Hoffnung und Würde bekommen".
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Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble sagte in einem Grußwort: "In unserer satten Wohlstandsgesellschaft kennen die allermeisten den Hunger nach Brot nicht mehr. Zum Glück. Aber ein Verlangen nach Gerechtigkeit schon. Und das Bedürfnis, Notleidenden zu helfen." Während des Gottesdienstes berichtete der indische Menschenrechtsanwalt und "Brot für die Welt"-Partner Colin Gonsalves über sein Engagement für sozial Benachteiligte auf dem Subkontinent. Im Jahr 2017 erhielt er für sein Engagement den Alternativen Nobelpreis.
Unter dem Motto "Brot für die Welt" hatten Landes- und Freikirchen 1959 in Berlin erstmals zu Spenden für die Hungernden aufgerufen. 1961 wurde das in Essen ansässige Hilfswerk Adveniat von der Deutschen Bischofskonferenz ins Leben gerufen. Im vergangenen Jahr förderte es insgesamt rund 2.200 Projekte im Umfang von rund 38 Millionen Euro. Das Hilfswerk finanziert sich zu 95 Prozent aus Spenden, insbesondere durch die Weihnachtskollekte am 24. und 25. Dezember. (luk/KNA)