Kriminelle erpressen Priester mit Sexfotos
In der Schweiz stehen zwei Männer vor Gericht, die den Pfarrer einer Gemeinde im Kanton Zürich mit Sexbildern erpresst haben sollen. Die Fotos sollen ihn angeblich beim Sex mit Männern zeigen, berichtete die Neue Züricher Zeitung (NZZ) am Dienstag. Der Priester und ein weiterer Geschädigter, ein 79-jähriger pensionierter Gemeindeschreiber aus dem Kanton Appenzell Innerrhoden, hätten den Kriminellen hohe Geldsummen gegeben.
Laut Staatsanwaltschaft hat sich die Gruppierung darauf spezialisiert, ältere, leicht demente homosexuelle Männer auszunehmen. Der inzwischen pensionierte Pfarrer habe alle Ersparnisse verloren. Die Beschuldigten hätten ihr Geld teilweise mit erfundenen Geschichten erbettelt, indem sie nach übereinstimmenden Aussagen der Geschädigten akute Notlagen vorgaukelten. Die erste Begegnung mit einem der beiden spielte sich nach Angaben der Zeitung an der Pfarrhaustüre ab.
Nach der Verhaftung der beiden kam im Zuge der Ermittlungen der zweite Fall mit dem pensionierten Gemeindeschreiber ans Licht. Der ebenfalls gläubige Katholik sagte, es sei zunächst um Erbarmen und Sensibilität gegangen, später sei er von Beschuldigten und von Personen aus deren Umfeld bedroht worden. Er habe unter anderem Handy-Verträge auf eigene Rechnung für die Männer abgeschlossen und insgesamt rund 300.000 Franken (ca. 263.000 Euro) verloren. Bei dem Priester lasse sich die Deliktsumme schwer genau bestimmen, dürfte aber ebenfalls sechsstellig sein, so die NZZ.
Mutmaßliche Erpresser in der Wohnung des Priesters verhaftet
Die Staatsanwaltschaft fordert eine Freiheitsstrafe von 40 Monaten für den Haupttäter und 15 Monate bedingte Strafe – eine nach dem schweizerischen Strafrecht nur zum Teil vollstreckte Strafe – für den anderen Beschuldigten; für beide Slowaken fordert sie fünf Jahre Landesverweis. Das Urteil werde kommende Woche erwartet.
Als die Männer den frisch pensionierten Pfarrer mit den Fotos erpressen wollten, rief sein Lebenspartner die Polizei. Diese nahm die Männer in der Wohnung des Pfarrers fest. Aus Verwirrung über die Drohung hätte dieser sonst der Erpressung nachgegeben, sagte der Lebenspartner aus. Sein Partner sei zwar überzeugt gewesen, es seien niemals Sexbilder von ihm gemacht worden, er sei aber dennoch verängstigt gewesen. Er habe "ein großes Geschwätz" in der Pfarrei befürchtet.
Der Priester war im März 2017 bereits im Pensionsalter, als er "in gegenseitigem Einverständnis" freigestellt wurde. Geplant war eine Weiterarbeit bis Herbst 2017, aber laut NZZ rief einer der Beschuldigten an und habe von kompromittierenden Bildern erzählt. Die Pfarrsekretärin habe mitgehört und den Vorfall an die Kirchenpflege gemeldet. (luk)