Kostenexplosion bei Freisinger Domberg – Erzbistum zieht Bremse
Massive Steigerungen bei den erwarteten Kosten sorgen auf Deutschlands größter kirchlicher Baustelle im oberbayerischen Freising für Probleme. Am Donnerstag teilte das Erzbistum München und Freising mit, der im Februar 2017 gekürte Siegerentwurf für Sanierung und Neubau des Kardinal-Döpfner-Hauses werde nicht realisiert. Nach aktuellen Berechnungen sei die im Architektenwettbewerb vorgegebene Kostengrenze von 53 Millionen Euro nicht zu halten. Stattdessen müsse man mit mehr als 94 Millionen Euro rechnen. Das sind fast 80 Prozent mehr.
Nach den Worten der Bistumsverantwortlichen kann das Vorhaben nur eine Nummer kleiner weiterverfolgt werden. Der ursprüngliche Bedarf müsse reduziert und die Fläche deutlich verringert werden, sagte Finanzdirektor Markus Reif. Bisher verfügt das Kardinal-Döpfner-Haus über 150 Gästezimmer. Auf welcher Grundlage die Planung fortgesetzt und wann mit dem Bau begonnen wird, ist noch nicht entschieden.
An der grundsätzlichen Idee für die Neugestaltung des Areals halte man aber fest, betonte Generalvikar Peter Beer. Der Freisinger Domberg solle mit seinen verschiedenen Einrichtungen ein "offener, inspirierender sowie spiritueller Ort für jetzige und künftige Generationen" werden. Auch am Investitionsrahmen von 215 Millionen Euro für alle 30 Einzelmaßnahmen soll sich nichts ändern.
Auch Mehrkosten bei der Umgestaltung des Diözesanmuseums
Für den vorläufigen Planungsstopp beim Kardinal-Döpfner-Haus gaben auch Mehrkosten bei der Umgestaltung des Diözesanmuseums den Ausschlag. Hier sei statt der angesetzten 46 Millionen Euro nun mit 56 Millionen Euro zu rechnen, hieß es. Etwa die Hälfte der Steigerung sei auf höhere Baupreise zurückzuführen, der Rest auf "trotz intensiver Voruntersuchung zunächst nicht erkannte Mängel in der Bausubstanz". Die Sanierung des seit 2013 aus Gründen des Brandschutzes geschlossenen Museums wurde im Juli begonnen. Sie soll ungeschmälert fortgesetzt werden.
Der Freisinger Domberg ist der historische Ort der Gründung des heutigen Erzbistums München und Freising im Jahr 739 durch den heiligen Korbinian. Seit dem frühen Mittelalter bis 1802 hatten dort die Freisinger Fürstbischöfe ihren Wohn- und Verwaltungssitz, später das Priesterseminar. Der historische Teil des Kardinal-Döpfner-Hauses und der Mariendom prägen bis heute das Stadtbild Freisings. In den 1960er Jahren erhielt das Haus einen Anbau, seit 1968 wird es als Bildungshaus genutzt. Der Siegerentwurf des Berliner Architekturbüros gmp sah unter anderem den Neubau zweier Flügel mit Gästezimmern sowie eine mehrere Stockwerke hohe Glasfront auf der Westseite vor. Offen ist, was davon jetzt noch umgesetzt werden kann. (tmg/KNA)