Orientierungshilfe der deutschen Bischöfe in Berlin umgesetzt

Erzbischof Koch erlaubt Kommunion für evangelische Ehepartner

Veröffentlicht am 17.12.2018 um 13:50 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Nichtkatholische Ehepartner sind nun unter bestimmten Voraussetzungen auch im Erzbistum Berlin zur Kommunion zugelassen. Erzbischof Heiner Koch erklärte seine Entscheidung in einem Schreiben an die Seelsorger seiner Diözese.

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Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hat die Priester, Diakone und Laien im pastoralen Dienst seiner Diözese dazu aufgefordert, die Orientierungshilfe der Deutschen Bischofskonferenz zur Teilnahme nichtkatholischer Ehepartner an der Kommunion zur Grundlage ihres Handelns zu nehmen. Gleichzeitig äußerte er in einem am Montag veröffentlichten Brief die Hoffnung, dass "die besondere Herausforderung für die konfessionsverbindenden Ehepaare zu einem Impuls für uns alle wird, die Eucharistie als die tragende Wirklichkeit im Leben unserer Gemeinschaften und Gemeinden wieder bewusst, würdig und gläubig zu feiern".

In dem sechsseitigen Schreiben (siehe Linktipp) rekapituliert Koch die "teils mit Schärfe geführte Auseinandersetzung" um die Orientierungshilfe und führt sieben theologische und pastorale Perspektiven zu der Thematik aus, die "ihre Tragfähigkeit erwiesen" hätten. Kernpunkt seiner Erläuterungen zur Umsetzung des Papiers im Erzbistum Berlin ist der Hinweis auf die "schwere geistliche Notlage", die für konfessionsverbindende Ehepaare und ihre Familien aus der fehlenden eucharistischen Gemeinschaft entstehen könne.

Linktipp

Hier können Sie den Brief von Erzbischof Heiner Koch an die Priester, Diakone und Laien im pastoralen Dienst des Erzbistums Berlin im Wortlaut nachlesen.

Koch betont in seinem Brief, dass es ihm nicht um generelle Frage der Regelung einer eucharistischen Gastfreundschaft gehe. Wo Menschen aber "durch ihre Taufe und durch die gegenseitige Spendung und den Empfang des Ehesakraments in sakramentaler Gemeinschaft leben und sie von Sehnsucht und der inneren Notwendigkeit der sakramentalen Gemeinschaft in der Eucharistie trotz der gegebenen kirchlichen Spaltung stehen, bitte ich, diese Paare nicht aus der Kommuniongemeinschaft auszuweisen".

Er sei froh, so der Erzbischof weiter, dass es in der Frage des Kommunionempfangs "in Sorge um den katholischen Glauben und die Situation der Ehepaare" nicht zu "raschen und unüberlegten Schlüssen" gekommen sei. Zugleich äußert Koch die Sorge, dass die Eucharistie für viele Christen immer mehr an Bedeutung verliere und oftmals nicht mehr im Mittelpunkt ihres Lebens stehe. "Ohne die Eucharistie gibt es die Kirche nicht, ohne sie können wir als Einzelne und als Kirche nicht leben", mahnt der Berliner Oberhirte. Umso wichtiger sei es, dass die Eucharistie würdig und glaubwürdig gefeiert werde. Eine qualitativ gute und kultivierte Liturgie bilde das Kernstück des Lebens als Gemeinde und Kirche.

Die deutschen Bischöfe hatten bei ihrer Vollversammlung im Februar in Ingolstadt mit Dreiviertelmehrheit beschlossen, nichtkatholische Ehepartner im Einzelfall und unter bestimmten Voraussetzungen zur Kommunion zuzulassen. Nach der Vollversammlung entbrannte unter den Bischöfen eine heftige Auseinandersetzung um den Beschluss, sieben Oberhirten wandten sich in dem sogenannten "Kommunionstreit" schließlich sogar an den Vatikan. Nach Interventionen der Glaubenskongregation und des Papstes wurden die Leitlinien schließlich Ende Juni als unverbindliche Orientierungshilfe veröffentlicht. Damit entscheidet jeder Bischof selbst über den konkreten Umgang mit dem Thema in seiner Diözese. In den vergangenen Monaten hatten bereits mehrere Bistümer erklärt, die Orientierungshilfe umsetzen zu wollen. (stz)