Die Ordensfrau im Leben von Hape Kerkeling
Es war seine Lieblingstante. Was Hape Kerkeling mit "Tante Lisbeth" verband, erklärt er in seinem Buch "Der Junge muss an die frische Luft". Im gleichnamigen Kinofilm von Caroline Link über den Komiker und Autor, der am 27. Dezember in die Kinos kommt, spielt sie zwar keine Hauptrolle - aber doch eine wichtige. Die Schwester seiner Großmutter war eine Ordensfrau; sie stand ihm an einigen Punkten seiner tragischen Kinder- und Jugendzeit beeindruckend zur Seite.
Denn als Grundschulkind erlebte Kerkeling die schweren Depressionen seiner Mutter und ihre Selbsttötung. Dies und seinen späteren Weg zum Komiker, Moderator und Autor beschreibt er in seiner Biografie tiefgehend, aber auch humorvoll. Die ist jetzt zur Vorlage für das Drehbuch geworden. Und so kommt in dem Film auch die Ordensfrau vor, die einst mit dem kleinen Hape Federball spielte oder dessen kindliche Shows in der heimatlichen Küche erlebte.
Schwester Mafaldis brachte den Jungen zum Lachen
Sie sei "schön, klug, gewitzt, patent, versöhnlich, geduldig, lebensnah und froh" gewesen, so Kerkeling über seine Großtante, die als Schwester Mafaldis bei den Clemensschwestern in Münster lebte. Die Beziehung zwischen beiden war bisweilen eng: Etwa als "Tante Lisbeth" sich um Kerkeling und seinen älteren Bruder in Recklinghausen kümmerte, wo die Familie lebte. Die kranke Mutter konnte damals den Alltag nicht mehr bewältigen. "Die ausgeglichene und patente Ordensfrau" übernahm für einige Zeit "auf äußerst angenehme Weise das häusliche Regiment", schreibt Kerkeling. Dank ihrer Hilfe habe er in jener traurigen Zeit mal wieder lachen können - was auch an ihren zahlreichen Anekdoten gelegen habe, die sie von ihren Pilgerreisen mitgebracht hatte.
Aber auch das Gespräch über den Glaubenshintergrund seiner "wirklich feinen und spirituell aufgeräumten" Tante beeindruckte Kerkeling. Oder wie ihn die Ordensfrau bei der Beerdigung seiner Mutter beiseite nahm und ihm Mut zusprach. Einmal erfüllte sie ihm einen heimlichen Wunsch und gewährte einen Blick unter ihre Haube. "Du siehst toll aus", sagte er damals.
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Die Ausstrahlung von Schwester Mafaldis wirkte nicht nur auf ihn. "Liebevoll, ruhig und korrekt", wird sie im Nachruf ihrer Mitschwestern im August 2005 beschrieben. 93 Jahre war sie alt geworden. Viele der Ordensfrauen können sich heute noch an sie erinnern. Als 21-Jährige begegnete Schwester Charlotte ihr das erste Mal, das war 1969. "Eine aufrechte Person - deutlich, aber nie bollerig." Schwester Mafaldis war damals medizinisch-technische Assistentin in der Röntgenabteilung der Rafaelsklinik in Münster. "Film und Fotografie interessierte sie auch in ihrer Freizeit."
Sie schoss ein ikonisches Foto
So war sie auch zur Stelle, als die später selig gesprochene Schwester Euthymia nach ihrem Tod in die Kapelle des Mutterhauses überführt wurde. "Schwester Mafaldis sah die lange Prozession und wusste sofort, dass dort etwas Besonderes passierte - sie wollte unbedingt ein Foto machen", erinnert sich Schwester Charlotte. Sie schloss sich kurzerhand mit einer Leiter in der engen Hauskapelle ein und lichtete die dort aufgebahrte Schwester Euthymia ab. "Das ist das Schwarzweiß-Bild, das wir heute alle kennen."
Im Kloster wussten alle von dem besonderen Großneffen ihrer Mitschwester, sagt Schwester Charlotte. "Viele waren Fans von seinen Sendungen - ich auch." An seine Moderation der Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest in den 1990er Jahren kann sie sich gut erinnern. Damals sprach sie seine Großtante einmal darauf an. "Jaja, der Hans-Peter", habe diese geantwortet, "das ist ein ganz besonderer und lieber Junge."
Die Biografie Kerkelings haben viele Clemens-Schwestern gelesen. "Da ist nichts erfunden", meint Schwester Charlotte über die Darstellung ihrer Mitschwester. "Da erkennst du sie wieder." Im Film wird Schwester Mafaldis wieder zu "Tante Lisbeth", die der kleine Hape an seinem Erstkommuniontag am Kaffeetisch bewusst neben sich platzierte. "Lisbeths gotterfüllte Herzlichkeit soll mich durch den Festtag begleiten", schreibt er. "Sie ist nun mal meine Favoritin, mit ihr kann ich mich vernünftig unterhalten."