Patriarch Kyrill befürchtet Blutvergießen

Weiter Streit um Namen der moskautreuen ukrainischen Kirche

Veröffentlicht am 27.12.2018 um 13:41 Uhr – Lesedauer: 
Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. im Porträt
Bild: © KNA

Moskau ‐ Der ukrainische Staat will, dass die moskautreue orthodoxe Kirche des Landes "Russland" auch im Namen trägt – für den Moskauer Patriarchen Kyrill ein Affront. Während die Kirche selbst klagen will, sieht der Patriarch schon Gewalt am Horizont.

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Der Moskauer Patriarch Kyrill befürchtet "blutige Konflikte" im Streit um die in Gemeinschaft mit dem Moskauer Patriarchat stehende Ukrainische Orthodoxe Kirche (UOK). Das ukrainische Parlament hatte zuvor ein Gesetz verabschiedet, nach dem die UOK ihre Zugehörigkeit zu Moskau in ihrem Namen deutlich machen muss. In einer Rede vor der Kirchenführung am Mittwoch beklagte der Patriarch laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax "beispiellose Eingriffe der Staatsmacht". Weitere Repressionen wie die Enteignung von Kirchen drohten, falls die UHK ihren Namen nicht ändern sollte. Sollte sie dagegen dem neuen Gesetz Folge leisten, könne es zu Ausschreitungen seitens der Gläubigen kommen.

Das ukrainische Parlament hatte nach der Gründung einer eigenständigen von Moskau unabhängigen orthodoxen Kirche ein Gesetz beschlossen, nach dem Religionsgemeinschaften mit ausländischem Hauptsitz diese Zugehörigkeit in ihrem Namen kenntlich machen müssen, sofern dieses Land die Ukraine militärisch angreift. Präsident Petro Poroschenko, der die Gründung der eigenständigen ukrainischen Kirche unterstützt hatte, unterzeichnete das Gesetz bereits zwei Tage nach seiner Verabschiedung.

UOK klagt gegen Namensgesetz

Die UOK will sich gegen die verordnete Namensänderung wehren. Ein Sprecher kündigte bereits am Dienstag eine Klage gegen das neue Gesetz an. "Es handelt sich um eine Verletzung der Normen und Prinzipien der Verfassung, daher reichen wir eine Klage vor dem Verfassungsgericht ein", erläuterte der Justiziar der UOK, Erzpriester Alexander Bakhov, laut Interfax.

Seit dem Vereinigungskonzil am 15. Dezember bestehen in der Ukraine zwei orthodoxe Kirchen: die in Gemeinschaft mit dem Moskauer Patriarchat stehenden UOK und die neugegründete "Orthodoxe Kirche der Ukraine". Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., will die neue Kirche am 6. Januar als autokephal, das heißt als eigenständig, anerkennen, während Kyrill die neue Kirche ablehnt. Aufgrund des Streits um die ukrainische Kirche hat das Moskauer Patriarchat die Kirchengemeinschaft mit dem Patriarchat von Konstantinopel aufgekündigt. (fxn)